Isolde Sammer: Die Stille nach dem Schrei

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subechto
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Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

Isolde Sammer: Die Stille nach dem Schrei

Beitrag von subechto »

Auf der Suche nach der Wahrheit

Die Stille nach dem Schrei ist Isolde Sammers erster Roman. Dennoch merkt man, dass die Autorin ein Profi ist, denn sie hat bereits seit Jahren erfolgreich Drehbücher für diverse TV-Krimis geschrieben.

Erzählt wird die Geschichte von Martin, der als 17-Jähriger seinen damals drei Jahre jüngeren Halbbruder Jonas angeblich im Affekt tötete, nachdem dieser einen anderen kleinen Jungen ermordet hat. Im Prozess wird Martin quasi frei gesprochen und kehrt zurück in das Haus, das er mit seiner Stiefmutter Irene, der Mutter von Jonas, bewohnt.

In einem anderen Handlungsstrang wird die Geschichte aus Sicht von Tina, einer 19-jährigen Abiturientin erzählt. Sie hat Martin vor vier Jahren kennen gelernt, sich in ihn verliebt und legt nun gegenüber der Polizei ein "Geständnis" ab...

Was ist in der Zwischenzeit passiert? Ist Martin wirklich unschuldig? Wurde er tatsächlich von seinem Vater, Irenes Mann, missbraucht? Kann Tina ihren kleinen Bruder Benny retten? Denn eins scheint klar: Martin ist pädophil.

Fragen über Fragen, die im Verlauf dieses hochspannenden Psychothrillers alle aufgeklärt werden. Große Überraschungen gibt es zwar keine, dafür wird das Psychogramm des Täters umso realistischer beschrieben. Frau Sammers Sprache ist einfach und prägnant und erzeugt beim Leser eine beklemmende und beängstigende Atmosphäre.

Gestört hat mich lediglich eine angedeutete, aber unpassende Liebesgeschichte zweier Protagonisten. Positiv hervorzuheben sind dagegen die offensichtlich fundierten Recherchen und die umfassende Auseinandersetzung der Autorin mit diesem äußerst brisanten Thema.

Fazit: Krankes Thema, krasses Buch, aber dank des sachlichen Tons trotzdem gut lesbar. Ein gelungenes Debüt, was hoffen lässt auf weitere interessante Romane mit Tiefgang.
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