Sonia Rossi: Fucking Berlin

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sulky2806
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Registriert: Di 6. Okt 2009, 19:27

Sonia Rossi: Fucking Berlin

Beitrag von sulky2806 »

Nun ja, zunächst einmal fällt es mir schwer zu dem Buch überhaupt eine Meinung zu formulieren. Es war sicher gut zu lesen und eine interessante Erfahrung, literarisch hinter die Kulissen eines Puffs zu blicken. Als Frauen haben wir da ja wenige Möglichkeiten, es sei denn wir arbeiten dort oder kennen eine Prostituierte. Beides trifft auf mich nicht zu, aber wie die meisten Frauen (auch wenn es kaum eine zugibt) hat es mich schon immer interessiert, wie sich das Leben hinter den rot beleuchteten Fenstern abspielt.

Doch reicht das aus, um zu sagen: Ein gutes Buch?

Vollkommen emotionslos schildert Sonia Rossi, wie sie mit den Freiern „auf Zimmer“ geht und sie bedient. Die Sprache natürlich vulgär, aber wie sollte sie auch anders sein? Alles andere wäre nicht authentisch. Dennoch habe ich anfangs geschluckt, aber man stumpft ab mit der Zeit und am Ende hat es mich kaum noch gestört.

Gestört hat mich die ganze Zeit eigentlich Ladja. Dem hätte ich an Sonias Stelle ziemlich schnell in den Hintern getreten und nicht noch seine Faulheit durch die eigene Prostitution finanziert. So muss ich mich fragen: Wie doof ist denn eine begabte Mathematikstudentin, dass sie sich so ausnehmen lässt??? Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass alles, was Sonia Rossi da schildert, sich wirklich und tatsächlich so abgespielt hat. Es ist teilweise schon etwas unglaubwürdig.

Sonia Rossi versucht ernsthaft, den Lesern weiszumachen, dass es keinen anderen Weg gibt, ein Studium selbst zu finanzieren als durch Prostitution. Wie machen das denn die anderen Studenten? Arbeiten die alle im Puff? Ist das nicht vielleicht auch nur die bequemste aller Möglichkeiten? Bequemer als sich etwas einzuschränken, mit weniger Geld auskommen, in einer WG zu wohnen und dem polnischen Schmarotzer in den A.....llerwertesten zu treten? Wieso gibt sich eine hochintelligente, hübsche junge Frau überhaupt mit solch einem Versager ab, füttert ihn durch und finanziert auch noch seinen Drogenkonsum????? Halbwegs nachvollziehbar wäre das ja noch gewesen, wäre er tatsächlich ihre große Liebe gewesen, aber dafür gab es ja andere Kandidaten.

Ich kann nicht behaupten, dass mich das „Schicksal“ von Sonia Rossi“ besonders berührt hat. So emotionslos, wie sie ihren Werdegang als Hure schildert, so emotionslos habe ich es gelesen. Ich habe auch nicht wirklich den Eindruck gewonnen, dass sie ihre „Arbeit“ ganz schrecklich fand und da unbedingt raus wollte. Mir bleibt da nur ein verständnisloses Kopfschütteln.

Wozu also überhaupt dieses Buch? Als Abschreckung für andere Studentinnen? Dazu ist es ja wohl nur bedingt tauglich! Um der Welt zu zeigen: „Schaut her, wie bescheuert ich bin. Ich gehe anschaffen, um meinem nichtsnutzigen Freund / Mann sein faules Leben und seinen Drogenkonsum zu finanzieren. Und das obwohl ich eine überdurchschnittlich begabte Mathematikstudentin bin! Mir bleibt keine andere Wahl, weil ich nicht wirklich Lust habe, für wenig Geld richtig zu arbeiten und weil mir keiner Bafög und meinem armen polnischen Macker keiner Stütze gibt!“

Ich glaube, dieses Buch wurde einzig und allein deshalb geschrieben, weil es dafür Kohle gab und es mit Kind einfach nicht mehr in Frage kam, weiter im Puff zu arbeiten! Für mich ein Buch, das die Welt nicht wirklich gebraucht hätte, das aber sicher auch keinem schadet!!
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