Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

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abfm68
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von abfm68 »

Ich schließe nicht auf Schreibergeschlechter, schon gar nicht anhand ihrer Namen, falls das mit "der Nicknames" gemeint ist.
Es ist ja bekannt, dass manche Frauen angeblich klassisch männliche Geschlechtersichtweisen und -verhaltensweisen übernehmen. Alleine Männer und Frauen gewissermaßen als Einheiten zu verstehen, die sich in bester pc-Manier und marxistischer Soziologeneinschätzung um nichts kümmern würden als die ihnen angeblich eigenen "Bedürfnisse" erscheint mir oberflächlich - wie die ganze pc mit ausgewogenem Geschlechterverhältnis, Ablehnung angeblich klassischen Rollenverhaltens, statt das den Menschen zu überlassen, und der Diffamierung von Sexualität, bloßer Nacktheit oder auch nur positiver Körperlichkeit als sexistisch oder gar männerbestimmt, außer natürlich bei denen, bei denen es tatsächlich so ist und "deren" Frauen angeblich willig mal so um 12 Kinder kriegen. Platz ist ja genug bei uns.
Jegliche Literatur und insbesondere SF, die sich dem Zeitgeist unterwirft, verliert an künstlerischen Anspruch, denn der besteht u.a. darin, Verborgenes sichtbar zu machen und Selbstverständliches ("Alternativloses"?) in Frage zu stellen.
williwu
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von williwu »

Wow, du verstehst es wirklich, was aus diesem Thema zu machen, was wahrscheinlich auch alles stimmt. Ich kann das nicht beurteilen, denn ich hab nicht viel verstanden.
abfm68 hat geschrieben:Es ist ja bekannt, dass manche Frauen angeblich klassisch männliche Geschlechtersichtweisen und -verhaltensweisen übernehmen.
Weil wir ja nicht verallgemeinern wollen, geht das wahrscheinlich auch umgekehrt, und dann gleicht es sich auch wieder irgendwie aus ... glaub' ich.
Ojinaa
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von Ojinaa »

Ich schließe nicht auf Schreibergeschlechter, schon gar nicht anhand ihrer Namen, falls das mit "der Nicknames" gemeint ist.
Ein hehrer Anspruch, der aber nicht wirklich erfüllbar ist. Es liegt in der Natur des Menschen, sein Gegenüber nach dem, was er von diesem sieht/"sieht", vorzusortieren. In dem Bereich, in dem wir uns hier bewegen, also vor allem nach den Nicknames. (Nachträgliche Korrekturen sind natürlich möglich.)
Es ist ja bekannt, dass manche Frauen angeblich klassisch männliche Geschlechtersichtweisen und -verhaltensweisen übernehmen.

Wie du richtig sagst: angeblich. Diese Sicht ist also gar nicht "männlich" – was also ist dein Problem?
Außerdem gibt tatsächlich statistisch(!) messbare Unterschiede im Leseverhalten, was ja nicht bedeutet, dass es alle Männer bzw. Frauen betrifft. Dass Männer statistisch stärker sind als Frauen, heißt ja auch nicht, dass jeder Mann stärker als jede Frau ist. (Gleichmacherei geht ebenso an der Wirklichkeit vorbei wie das als allgemeingültig erklärte Rollen-Korsett.)
Und wie williwu schon sagte: In der bisherigen Diskussion ist dieses "Frauen tun dies oder das, weil …" längst aufgebrochen und (für dieses Thema hier zumindest) auf Unwissen über die Materie SF zurückgeführt worden.
Alleine Männer und Frauen gewissermaßen als Einheiten zu verstehen, die sich in bester pc-Manier und marxistischer Soziologeneinschätzung um nichts kümmern würden als die ihnen angeblich eigenen "Bedürfnisse" erscheint mir oberflächlich - wie die ganze pc mit ausgewogenem Geschlechterverhältnis, Ablehnung angeblich klassischen Rollenverhaltens, statt das den Menschen zu überlassen, und der Diffamierung von Sexualität, bloßer Nacktheit oder auch nur positiver Körperlichkeit als sexistisch oder gar männerbestimmt, außer natürlich bei denen, bei denen es tatsächlich so ist und "deren" Frauen angeblich willig mal so um 12 Kinder kriegen.
Was für ein Satz! Er klingt wunderbar gebildet (Allein schon das "pc" hier drin, von dem wahrscheinlich niemand der Gesprächspartner weiß, was das ist - Respekt!) – da fällt es auch gar nicht auf, dass er mit dem Thema nicht viel zu tun hat.
Jegliche Literatur und insbesondere SF, die sich dem Zeitgeist unterwirft, verliert an künstlerischen Anspruch, denn der besteht u.a. darin, Verborgenes sichtbar zu machen und Selbstverständliches ("Alternativloses"?) in Frage zu stellen.
Wieso „insbondere SF“? Du meinst, die SF betrifft es mehr als z. B. den Arztroman, das Westernabenteuerheft, die ChickLit-Abteilung und das Meer der Fantasy-(Jugend-)Romane??
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abfm68
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von abfm68 »

Ojinaa hat geschrieben:
Es ist ja bekannt, dass manche Frauen angeblich klassisch männliche Geschlechtersichtweisen und -verhaltensweisen übernehmen.

Wie du richtig sagst: angeblich. Diese Sicht ist also gar nicht "männlich" – was also ist dein Problem?
Außerdem gibt tatsächlich statistisch(!) messbare Unterschiede im Leseverhalten,...

Völlig missverstanden: angeblich klassische ... Sie sind es ja nicht einmal, kennt man sich geschichtlich aus.
Jegliche Literatur und insbesondere SF, die sich dem Zeitgeist unterwirft, verliert an künstlerischen Anspruch, denn der besteht u.a. darin, Verborgenes sichtbar zu machen und Selbstverständliches ("Alternativloses"?) in Frage zu stellen.
Wieso „insbondere SF“? Du meinst, die SF betrifft es mehr als z. B. den Arztroman, das Westernabenteuerheft, die ChickLit-Abteilung und das Meer der Fantasy-(Jugend-)Romane??
Ja, natürlich, weil SF eben mehr als Unterhaltungslektüre ist und weil 1984, Wir, Hier sangen früher Vögel, Charlies Planet, Schöne neue Welt pp. eben keine Arztromane, Western usw. sind. Ansonsten schrieb ich von Kunst und Literatur.
Ojinaa
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von Ojinaa »

"angeblich klassische" – ok, verstehe. Das "klassisch" ist für die Diskussion so irrelevant, dass ich es glatt überlesen habe.
Dann muss ich das "männlich" monieren - diese Sicht, die du meinst, ist nicht männlich, sonst könnte sie nicht einfach von Frauen übernommen werden. Es ist höchstens eine gesellschaftlich verbreitete und sicher von den die Normenfestlegung dominierenden Männern gern unterstützte. (Wobei diese Dominanz bei der Normenfestlegung ja nach und nach schwindet.)
Aber ganz unabhängig davon: In diesem ganzen Thread taucht so eine Korsettierung nicht auf (nur statistische Effekte).

Sicher ist z. B. ChickLit schon die von dir als gewissermaßen "kunstlos" bezeichnete Form, aber abstammen tut sie ja wohl aus der "echten Literatur". Anders ausgedrückt: Die SF ist nicht besonders gefährdet, beim sich-dem-Zeitgeist-unterwerfen an künstlerischem Niveau zu verlieren - jede Literatur (und Kunst) ist derart gefährdet. Der einzige Unterschied ist, dass die SF dann immer noch SF heißt, während das andere eben (je nach Form der Anpassung) ChickLit, Arztroman oder Westernschinken heißt. (Wobei es bei Western ähnlich ist: Es gibt "literarisch gute Western", mittelprächtige und die Serienunterhaltung.)
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williwu
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von williwu »

Okay,

wenn ich die Frage "Warum lesen Frauen keine SF" wirklich ernsthaft beantworten wollte, müsste ich das mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise versuchen.

Als erstes müsste ich "Science-Fiction" definieren. Ich müsste den Begriff abgrenzen von "Zukunftsroman", "Dystopie" etc., müsste gängige Begriffserklärungen prüfen, Unterteilungen wie "harte" SF erläutern usw.

Dann müsste ich die Frage in Frage stellen. Heißt die implizite Unterstellung "Frauen lesen keine SF" dass keine Frau SF mag? Oder nur, dass es signifikant mehr Männer als Frauen gibt, die dieses Genre mögen?

Und schließlich müsste diese Unterstellung auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden, etwa anhand Leserbefragungen oder, nicht so aussagekräftig, der Auswertung von Verkaufslisten der Verlage oder Ausleihlisten öffentlicher Büchereien. Wenn danach die These schon widerlegt wäre, wäre das Thema gegessen.

Schließlich kann ich mich an das "Warum" machen: Hypothesen aufstellen, durch weitere Befragungen prüfen, auswerten. Endlich käme ich zu einem Ergebnis, das womöglich eine fundierte Antwort liefern würde.

Ob das noch die/den Fragesteller/-in interessierte? Ich denke, es ging ihr oder ihm um eine nette, nicht flache aber auch nicht zu sehr in die Tiefe gehende Diskussion, die kleine Feierabenddiskussion unter Freunden, die Spaß macht und etwas mehr ist als sich nur vor den Fernseher zu hocken und sich beschallen zu lassen. Und siehe da, die Antworten sind entsprechend:

"Weil Frauen technisch nicht so interessiert sind" bzw. "Weil Frauen nicht so gerne über technische Details lesen";
"Frauen lesen genauso gerne SF wie Männer";
"Frauen lesen SF, aber mit anderen Schwerpunkten"
usw.

Klar, natürlich gibt es gute SF und weniger gute. Aber das war nie der Kern der Frage. Bin ich nur dann ein "guter" Leser, wenn ich mich ausschließlich mit sowas wie "Wir" oder "Schöne neue Welt" beschäftige, oder auch, wenn ich "Perry Rhodan" lese? Und darf ich etwa im letzteren Fall an dieser Diskussion nicht teilnehmen, weil ich nicht über die vermeintlich geforderten intellektuellen Qualitäten verfüge?

Oder geht es nicht viel mehr darum, sich einfach über das Thema zu unterhalten? Man kann sagen "Ich glaube, das ist so und so", man kann entgegnen, "Ich denke, das ist anders, nämlich ..." ; man kann auch in Ermangelung empirischer Daten eigene Erfahrungen anbringen "Ich bin überhaupt erst durch eine Frau zu der SF gekommen".

Aber wie in der geselligen Runde: Wenn man erst anfängt, daraus eine tiefgehende gesellschaftliche Grundsatzdiskussion, zu der man selbst alles weiß (bzw. besser weiß, soll heißen, vorgibt, die ultimative Wahrheit gepachtet zu haben), anderen PC und irgendwas mit Marxismus vorwirft, dann ist das meistens der Tod der Diskussion und des geselligen Abends.

Gute Nacht!
Ojinaa
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von Ojinaa »

Auch du, williwu?! – Nein im Ernst: Was ist PC? Der Personal Computer ist sicher nicht gemeint …
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A S
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von A S »

@Ojinaa: Political Correctness ist gemeint.

Edit: Link hinzugefügt.

A S
Intellektuelle sind Leute, die in Bibliotheken oder Museen gehen, obwohl es nicht regnet.

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Ojinaa
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von Ojinaa »

Danke. ich wäre nie drauf gekommen, dass es dafür eine offizielle Abkürzung gibt.
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williwu
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von williwu »

Würde ich gerne mal sehen, wie man einem einen Personal Computer vorwirft. Am liebsten vor die Stirn ...
Nein, auch im Ernst: Das mit der PC ist so ein Totschlagargument, dessen sich zwei Leute mit total konträren Argumenten immer wunderbar gegenseitig bezichtigen können. Aber es hat wirklich mit diesem Thema nichts zu tun hat, es sei denn, allein die Frage wäre schon inkorrekt -so what?. Bis zu diesem Vorwurf und dem ganzen Drumherum jedenfalls war das ein so schöne, unterhaltsame und auch interessante Diskussion.
Eguzkia
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von Eguzkia »

Ich glaube, Frauen lesen ebenso wie Männer überwiegend das, was gerade "angesagt" ist. Es gibt Modewellen in der Unterhaltungsliteratur, wie z.B. Regionalkrimis, skandinavische Krimis, Kochbücher ... Da regen sich Leser und Leserinnen gegenseitig an und da entstehen dann Traditionslinien.
Zur Zeit meine ich, wird allgemein eher wenig SF gelesen und daher entsprechend wenig zum Lesen von SF angeregt.
Der Markt wird aber wohl auch entsprechend klein gehalten, da ist wenig Nachfrage von Frauenseite, also bleibt auch das Angebot an SF, die Frauen interessieren könnte (wer maßt sich an, das zu beurteilen?) klein.
Ich habe mal ein unsägliches Maya-2012-Buch aus dem Spanischen übersetzt. Als ich wegen des total verschrobenen Inhalts beim Verlag nachfragte, ob es da nicht eine Schmerzgrenze für Unfug gäbe, hieß es, Esoterik sei ein Frauenmarkt, denen wäre die wissenschaftliche Haltbarkeit von Behauptungen egal (das Fiese war, dass der Quark im wissenschaftlichen Mäntelchen daher kam).
Das Buch war dann durchaus kein Bestseller, was sich zwar unerfreulich auf eventuelle Tantiemen für eine zweite Auflage auswirkte, aber zeigte, dass Frauen nicht so doof sind, wie man sie für hält.
Also denke ich, dass vielen Frauen auch SF gefallen würde, wenn es eine entsprechende Empfehlungswelle gäbe.
Ich empfehle hier "Flugverbot" von Barbara Slawig und "Alle Zeit der Welt" von Pia Biundo.
Und behaltet mal den Kleinverlag "Saphir im Stahl" im Auge (da ist das Buch von Biundo erschienen); dort erscheint demnächst eine Anthologie mit Übersetzungen von internationalen SF-Kurzgeschichten (irgendwas mit "In 80 SF-Geschichten um die Welt" oder so), könnte in seiner Vielfalt als Einstieg in das Genre dienen, auch für Frauen.
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spiralnebel111
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von spiralnebel111 »

Pharo hat geschrieben:Frauen lesen keine Science-Fiction,

, aber sobald Begriffe wie TacSuit, Duroliquid oder Exo-Thermit auftauchen, zucken sie zurück, als bekämen sie davon einen Ausschlag!
Wer sagt das eigentlich?
Bei meiner Beute vom letzten Flohmarkt sind vier SF dabei... :roll:
Ojinaa
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von Ojinaa »

Ich kann das auch nicht bestätigen. Ich zucke zurück, wenn schon die erste Seite nach Fantasy klingt :D
da ist wenig Nachfrage von Frauenseite, also bleibt auch das Angebot an SF, die Frauen interessieren könnte (wer maßt sich an, das zu beurteilen?) klein.
Mir ist nie in meiner ganzen SF-„Karriere“ – und die dauert inzwischen immerhin schon satte 40 Jahre an – aufgefallen, dass es „SF für Frauen" gäbe, also welche, die speziell dafür geschrieben wurde, dass sie eine "Nachfrage durch Frauen" bedienen würde. Ich halte allerdings für möglich, dass Military-SF von Frauen weniger gelesen wird, während Männer sich nicht unbedingt auf SF-Romanzen stürzen. Aber alles dazwischen … *schulterzuck*
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abfm68
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von abfm68 »

Das sind halt die üblichen Vorurteile. Ich denke nur an die fantastischen Romanzen von Jack Vance in "Planet der Abenteuer".

Danke für die Empfehlungen, Eguzkia. Die Moden werden aber leider "von oben" generiert.
A S
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Re: Warum lesen Frauen keine Science-Fiction?

Beitrag von A S »

Was meinst du mit "von oben" und wie kommst du darauf?
Intellektuelle sind Leute, die in Bibliotheken oder Museen gehen, obwohl es nicht regnet.

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