Sybille Baecker: Sturm über den Highlands. Kriminalroman

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Vandam
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Sybille Baecker: Sturm über den Highlands. Kriminalroman

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Sybille Baecker: Sturm über den Highlands. Kriminalroman, Köln 2022, Emons-Verlag, ISBN 978-3-7408-1360-4, Softcover, 348 Seiten, Format: 13,2 x 2,7 x 20,3 cm, Buch: EUR 13,00 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.

„Was ging in diesem Dorf vor? Der schönste Ort Schottlands, dachte sie zynisch, in dem ein Verbrechen nach dem anderen geschah. Sie hätte in Portgordon bleiben und den Seehunden beim Sonnenbaden zusehen sollen. (Seite 215)

Dieser Kriminalroman spielt im rauen schottischen Norden, im 300-Seelen-Kaff Thybster. Am Anfang hat man das Gefühl, alle Bewohner auf einmal kennenlernen zu müssen, aber es ist gar nicht so kompliziert.

Der Hauptcast

Im Mittelpunkt stehen zwei Geschwisterpaare, die miteinander aufgewachsen sind. Die Johnson-Schwestern Alison und Jeana waren die vernachlässigten Töchter eines durchgeknallten Hippiepärchens, weshalb sich der knurrige Schäfer Douglas MacKeith und seine Frau Moira ihrer angenommen haben. So sind sie zu Ziehgeschwistern von Grace und Marley MacKeith geworden. Die Hippie-Eltern sind längst über alle Berge, die Töchter, inzwischen Mitte 30, leben immer noch in der Gegend.
  • Alison Dexter, geborene Johnson, glücklich aber wenig lukrativ von dem windigen Geschäftsmann Samuel Dexter geschieden, wohnt in Inverness, arbeitet als Privatermittlerin und ist seit drei Jahren mit dem verheirateten Ingenieur Hamish Brannigan liiert.
  • Jeana Johnson, Alisons Schwester, führt zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Joyce Sandison Thybsters einzigen Pub. Nicht alle kommen damit klar, dass die Kneipe von einem Frauenpaar betrieben wird. Bei der attraktiven Jeana wäre manch einer selbst gern gelandet.
  • Grace MacKeith ist Polizistin und immer noch eng mit ihren Ziehschwestern befreundet. Sie ist mit Randall, einem Offizier der Handelsmarine, zusammen, der berufsbedingt nur selten zuhause ist. Mit ihrem Vater Douglas kommt sie ebenso wenig klar wie ihr Bruder Marley.
  • Marley MacKeith, selbstständiger Zimmerer und Küfer, hat permanent Zoff mit seinem Vater. Die beiden sind sich in gar nichts einig. Früher konnte Mutter Moira noch vermitteln, aber die hat die Familie schon vor Jahren verlassen. Marley lebt und arbeitet allein. Er ist ein anständiger Kerl, jedoch nicht ganz einfach im Umgang: stur wie sein Vater und impulsiv wie seine Mutter.
Was geht vor im Dorf Thybster?

Darum geht’s: Als Douglas MacKeith eines der Schafe seiner Farm mit durchgeschnittener Kehle auf der Weide findet, denkt er zunächst an die Tat eines Verrückten oder besoffener Teenager und macht kein Aufhebens davon. Auch die aggressiven Versuche eines Interessenten, ihm die Farm abzukaufen, behält er für sich. Er verschweigt noch mehr. Aber in einer kleinen Gemeinde bleibt nichts auf Dauer geheim. Weitere Tiere werden sinnlos abgeschlachtet, und die Dörfler fragen sich angstvoll, was dahintersteckt.

Noch mehr Unruhe kommt ins Dorf, als Alison Dexter bei einem Besuch eine deutsche Touristin mitbringt. Kimberley Hart hat ziellos und verloren gewirkt, als Alison ihr begegnet ist, und so hat die Privatdetektivin ihr kurzerhand Thybster als „schönsten Ort Schottlands“ schmackhaft gemacht und sie bei ihrer Schwester Jeana im B&B einquartiert.

Eine Touristin mit Geheimnissen

Viel erfahren wir nicht über die wortkarge junge Deutsche. Sie ist anscheinend eine Sportlerin, hat Hamburg Hals über Kopf verlassen und ist vor etwas auf der Flucht. Sie muss Furchtbares erlebt oder getan haben.

Marley MacKeith findet Gefallen an der schweigsamen Deutschen mit dem trockenen Humor – und wird das Gefühl nicht los, sie irgendwoher zu kennen. Er kann sie aber nicht einordnen. Sind sie einander begegnet, als er in Deutschland gearbeitet hat? Ist sie am Ende gar nicht zufällig hier?

Fakt ist, dass sich die rätselhaften und gewaltsamen Ereignisse häufen, seit Kimberley im Ort ist. Schafsmorde, Drohbriefe, Brandstiftung und Überfälle auf arglose Dorfbewohner:innen. Aber was soll das alles? Will hier jemand Leute von ihren Grundstücken vertreiben? Wozu? Wer hätte Interesse an abgewirtschafteten Betrieben hier am Ende der Welt?

Wer hat Interesse an maroden Farmen?

Gerüchte über einen geplanten Golfplatz machen die Runde. Alison Dexter hält das für Mumpitz. So schön es hier sein mag: Wer käme zum Golfen in diese gottverlassene, touristisch kaum erschlossene Gegend? Das Ganze sei bestimmt so ein zwielichtiges Steuerspar-Abschreibungs-Dings von Donald Trump, wird gewitzelt. Okay: Das ist eine Richtung, in die man denken könnte. Widerwillig fragt Alison ihren Ex-Gatten Samuel um Rat. Denn wenn sich einer mit krummen Geschäften auskennt, dann er. Er hat auch prompt eine Idee …

Jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Nach einer durchzechten Nacht hat Marley MacKeith einen Filmriss. Hat er wirklich im Rausch einen brutalen Überfall begangen? Die Polizei verdächtigt ihn, doch er kann sich an nichts erinnern. Und dann ist tatsächlich jemand so leichtsinnig, sich auf eine direkte Konfrontation mit Kimberley Hart einzulassen. Nach allem, was der Leser sich inzwischen über sie zusammengereimt hat, ist das nicht sehr clever …

Privatdetektivin Alison Dexter ermittelt

Ich mochte das Personal und die Gegend. Mit Alison Dexter und ihrer (Zieh-)Familie werde ich gerne noch weitere Kriminalfälle lösen – und zusehen, ob und wie die Leute ihr Privatleben auf die Reihe kriegen. Da ist ja noch Luft nach oben. 😊

STURM ÜBER DEN HIGHLANDS ist in der Tat Band 1 einer Reihe und hat das bekannte Handicap fast aller Auftakt-Bände: Es müssen erst einmal die wichtigsten Personen, ihre Beziehungen untereinander und ihre Vorgeschichte eingeführt werden. Deswegen dauert es hier auch, bis wirklich Schwung in die Geschichte kommt. Die Folgebände, in denen man nicht mehr so viel erklären muss, weil man die Heldin, ihre Fähigkeiten und ihr Netzwerk schon kennt, können dann schneller auf den Punkt kommen und tun es hoffentlich auch. Bei Band 2 bin ich auf jeden Fall mit dabei und werde berichten.

Die Autorin

Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie liebt das Ländle, ihr Herz schlägt aber auch für die Highlands und die rauen Küsten Schottlands, die sie immer wieder gern und ausgiebig bereist. Ebenso hegt sie ein Faible für den Scotch Whisky. Die Fachfrau für »Whisky & Crime« ist Autorin der erfolgreichen Krimiserie um den Kommissar und Whiskyfreund Andreas Brander. 2020 wurde sie mit dem Arbeitsstipendium des Autorinnennetzwerkes Mörderische Schwestern ausgezeichnet. Mehr Informationen sowie aktuelle Veranstaltungstermine gibt es unter www.sybille-baecker.de
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