Anika Moritz: Die Katzentrainerin. Mit bedürfnisgerechter Erziehung die Katze-Mensch-Beziehung stärken

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Vandam
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Anika Moritz: Die Katzentrainerin. Mit bedürfnisgerechter Erziehung die Katze-Mensch-Beziehung stärken

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Anika Moritz: Die Katzentrainerin. Mit bedürfnisgerechter Erziehung die Katze-Mensch-Beziehung stärken, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-35215-4, Softcover, 237 Seiten, mit Illustrationen („Daumenkino“ von Ben Rennen, Buch: EUR 13,00 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.

„Katzenerziehung funktioniert dann gut, wenn wir Katzen motivieren können. Gerade in der modernen Erziehung geht es erst mal darum, alle Bedürfnisse der Katze vorab so gut wie möglich zu erfüllen und Verhaltensweisen, die uns Besitzer*innen gefallen, zu verstärken.“ (Seite 121)

Tipps einer gefragten Verhaltens-Beraterin

Offensichtlich bin ich nicht ganz auf der Höhe der Zeit: Bevor mir dieses Buch angeboten wurde, hatte ich noch nie etwas von der Autorin gehört. Dabei ist sie, laut Verlagsangabe, eine der gefragtesten Verhaltensberaterinnen für Katzen. Weder von ihrem Weltrekord mit Katze Alexis (die vom Buchcover) noch von ihrem TikTok-Kanal habe ich etwas mitbekommen. Das ist schade. Aber jetzt „kenne“ ich sie ja!

Ich wünschte, ich hätte vieles von dem, was sie in ihrem Buch (be-)schreibt, schon gewusst, als ich per Zufall zu meiner ersten Katze kam. Ich musste mich noch ohne Internet mit Büchern und Freundeshilfe durchwursteln. Dieses Buch hätte uns einiges leichter gemacht und Anfängerfehler verhindert. Doch als ich meine „Dosenöffnerinnen-Karriere“ begann, war die Autorin noch nicht mal auf der Welt.

Für Anfänger und Fortgeschrittene

Wie bei allen Sachbüchern lernt und erfährt der Leser/die Leserin je nach Vorkenntnissen mehr oder weniger viel Neues. Wenn man etliches schon weiß, weil man sich mit dem Thema beschäftigt hat, darf man sich gratulieren und sich auf das konzentrieren, was einem noch neu ist. Das ist kein Manko des Sachbuchs, sondern liegt in der Natur der Sache: Es wurde für Anfänger:innen und Fortgeschrittene gleichermaßen geschrieben.

Im allgemeinen Teil geht’s unter anderem ums Futter, um den artgerechten Wohnraum, die Sinne und die (Körper-)Sprache der Katze, um die Mensch-Katze-Beziehung und die Beziehung von Katzen untereinander. Als erfahrener Katzenhalter hat man das meiste wohl schon mal gehört, was aber nicht ausschließt, dass man noch das eine oder andere dazulernt.

Bei den „Grundlagen der Katzenerziehung“ dachte ich öfter mal ‚Oha! Da hätte ich in der Vergangenheit einiges besser machen können!‘ Klar, die Theorie habe ich irgendwann mal gelernt: Konditionierung in ihren verschiedenen Spielarten, (De-)Sensibilisierung, Versuch und Irrtum, Beobachtung und Nachahmung etc. Doch dieses Wissen kann man wesentlich nutzbringender in der Katzenerziehung anwenden als mir bislang bewusst war.

Positiv verstärken, nicht bestrafen!

Dass Katzen durch positive Verstärkung lernen und das Prinzip „Bestrafung“ aus verschiedenen Gründen bei ihnen nicht funktioniert, war mir schon klar. Aber wenn ich mir Anika Moritz‘ Ausführungen zum Umgang mit störenden Verhaltensweisen betrachte, habe ich wohl unbewusst so manches unerwünschte Tun meiner Tiere bestärkt und muss(te) mit den Konsequenzen leben.

Nicht jedes den Menschen störende Verhalten ist übrigens gleich eine kätzische Verhaltensstörung. Auf diesen Unterschied legt die Autorin Wert und erklärt uns auch anschaulich, was was ist.

Ja, und wie ist das jetzt? Wenn man nur mit positiver Verstärkung arbeiten darf, heißt das dann, dass man den Katzen keine Grenzen setzen kann? Ist das so eine Art „antiautoritäre Erziehung“ wie sie in den 1960er/1970er-Jahren bei Menschenkindern modern war? Nein, ganz so ist es nicht! Die Autorin schreibt dazu:

„Grenzen sind wichtig, um Stabilität und Verlässlichkeit im Katzenalltag zu haben. Der Fokus liegt aber nicht auf der Bestrafung. Grenzen werden positiv durch Management, Ankündigungen und Umorientierungssignale aufgezeigt.“ (Seite 141)

Mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen

Wie man das konkret macht, erfahren wir in den Kapiteln „Spiele und Training“ sowie – Schritt für Schritt – im Kapitel „Training: So klappt’s“. Hier stoße ich beim Lernen aus Büchern leider an meine Grenzen. Weil mir das Gespür fürs richtige Timing fehlt – weshalb ich auch bei der Erziehung von Hunden ein Totalausfall bin – müsste ich wenigstens einmal gesehen haben, wie so ein Training abzulaufen hat. Was mich wieder zum Anfang führt: zu Anika Moritz‘ TikTok-Kanal. Wer den kennt, dürfte hier im Vorteil sein.

Ich kann zwar unbelebte Geräte anhand einer Schritt-für-Schritt-Anleitung bedienen, aber da kann man auch mal kurz unterbrechen und nachlesen, was hätte passieren müssen und was man als nächstes tun soll. Aber wenn Lebewesen involviert sind? „Sag dies, tu das, und jetzt noch markern, dann macht die Katze dies oder jenes. Oder vielleicht auch nicht. Es ist ja alles freiwillig und kein „Drill“. Und dann die Belohnung nicht vergessen. Aber bitte zum richtigen Zeitpunkt“ - Das überfordert mich. Nicht umsonst bietet Anika Moritz Kurse an. Vielleicht ist dieses Unvermögen, Abläufe aus Büchern zu lernen, auch nur mein persönliches Defizit. Anderen Leser:innen dieses Buchs mag es anders ergehen.

Auch bei Alltags-Problemen einsetzbar

Wer sich gelehriger anstellt als ich, kann die Methoden aus diesem Ratgeber auch bei verschiedenen Alltagsproblemen im Katzenhaushalt anwenden. Aber auch abseits von Motivation und Training gibt es hier wertvolle Tipps und Anregungen. Bei meinem Altkater werde ich mit Training vermutlich nicht mehr viel ausrichten, aber manche praktischen Veränderungen im Haushalt sind einen Versuch wert.

Dass im Fall meines Jungkaters Joschi offenbar er mich trainiert hat statt ich ihn, habe ich zur Kenntnis genommen. Mal sehen, ob es mir mit den Tipps aus diesem Buch nicht doch noch gelingt, den Spieß umzudrehen. Er mag schneller sein als ich – aber einen Expertinnen-Ratgeber lesen kann er noch nicht. :-D

Die Autorin

Anika Moritz, Jahrgang 2000, begann bereits mit 17 Jahren ein Fernstudium »Tierpsychologie mit Schwerpunkt Katze«, das sie 2019 erfolgreich abgeschlossen hat. Seither arbeitet sie professionell mit Katzen. Alexis, ihre eigene Katze, stellte sogar einen Guinness-World-Record auf über 26 verschiedene Tricks in nur einer Minute(!). Moritz berät regelmäßig Filmproduktionen als Expertin für Tier- und Katzenverhalten und schreibt für verschiedene Zeitschriften. Auf ihrem TikTok-Kanal @katzentrainer mit über 200.000 Abonnenten teilt sie ihr Wissen über Katzen in kurzen Videos. Sie lebt im niederösterreichischen Bruck an der Leitha, einer idyllischen Kleinstadt zwischen Wien und Bratislava. https://www.anikatze.at
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