Claudia Rimkus: Erlenried. Hannover-Krimi

Stellen Sie ein Buch detailliert vor - mit Inhaltsangabe und Ihrem Urteil.
Antworten
Benutzeravatar
Vandam
Beiträge: 1617
Registriert: Do 22. Sep 2005, 15:40
Kontaktdaten:

Claudia Rimkus: Erlenried. Hannover-Krimi

Beitrag von Vandam »

Bild

Claudia Rimkus: Erlenried. Hannover-Krimi, Meßkirch 2023, Gmeiner-Verlag, ISBN 978-3-8392-0259-3, Softcover, 442 Seiten, Format: 12,4 x 3,5 x 20,8 cm, Buch: EUR 14,00 (D), EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99.

„Ich muss mich darauf konzentrieren, herauszubekommen, wer der Stalker ist und ob er etwas mit Sandras Tod zu tun hat. Nur dadurch kann ich Philipp helfen.“ (Seite 160)

Hannover, kurz vor Weihnachten: In ihrer beruflich aktiven Zeit war Charlotte Stern (60+) Leiterin des Polizeiarchivs. Auch jetzt im Ruhestand pflegt sie noch ihre Kontakte zu den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, vor allem zu Hauptkommissar Hannes Bremer. Und ihr Interesse an polizeilichen Ermittlungen ist auch noch sehr lebendig.

Seit fast einem Jahr lebt Charlotte nun in einer Senioren-WG, zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Psychologie-Professor Philipp Thaler (66), dem Meteorologen Conrad, der ehemaligen Kinderheimleiterin Elisabeth, dem „General“ Albert, der auf seinen Rollstuhl angewiesen ist und Anneliese, zu der mir beim besten Willen keine Beschreibung einfällt. Dann gibt’s da noch Kater Grönemeyer und Charlottes elfjährigen Pflegesohn, der allerdings in einem Internat ist. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind der Kater und der Junge „Überbleibsel“ aus vorangegangenen Fällen. ERLENRIED ist schon der vierte Fall für die Freizeitschnüfflerin Charlotte und ihre Freunde, was mir allerdings nicht bewusst war, als ich mir das Buch geholt habe.

Charlottes Partner wird bedroht

Dieses Mal muss Charlotte in ihrem engsten Umfeld ermitteln – aus höchst persönlichem Interesse. Ihr Lebensgefährte Philipp erhält seit einiger Zeit anonyme Drohbotschaften auf sein Handy. Und sein Stalker scheint stets ganz genau zu wissen, wo Philipp ist und was er gerade macht. Zwar versucht der Professor zunächst, diese Vorgänge vor Charlotte geheim zu halten, um sie nicht zu beunruhigen, aber er kann ihr einfach nichts vormachen. Wer dahintersteckt und welchen Grund derjenige für sein Tun hat, kann er sich auch nicht erklären.

Doch die Drohbotschaften sind erst der Anfang. Seine Schwester Sophia hat plötzlich einen „Unfall“ auf einer ihrer Baustellen, der sich alsbald als Attentat entpuppt. Vergreift sich der Stalker jetzt etwa an Philipps Angehörigen? Sind jetzt alle in Gefahr, die ihm etwas bedeuten? Wenn dieser unselige Mensch wenigstens sagen würde, warum er das macht und/oder Forderungen stellen würde, dann könnte man darauf reagieren. Aber es gibt nur diese Drohungen und einen Angriff aus dem Hinterhalt.

Mord! Der Stalker macht ernst

Dass der Stalker es todernst meint, zeigt seine nächste Tat: Sandra, eine von Philipps Studentinnen, wird ermordet und der Tatort ist so präpariert, dass der Verdacht auf Philipp fallen muss. Jetzt war Sandra nicht nur irgendeine Studentin, sondern die Tochter von Freunden und Philipps Patenkind. Für ihn war sie so etwas wie eine Nichte. Nach dem Tod ihrer Eltern hat er ihre Finanzen verwaltet und natürlich hat er sie auch öfter mal in ihrer Wohnung besucht. Was seine Fingerabdrücke dort erklärt.

Wäre Staatsanwältin Benita Pauli im Dienst, wäre das vermutlich alles kein Problem. Aber sie ist derzeit nicht da und wird von dem jungen, ehrgeizigen Staatsanwalt Ansgar Fink vertreten. „Aufgeblasener Vogel“ und „entlaufener Gartenzwerg“ nennen ihn die Polizisten hinter seinem Rücken. Anscheinend will er sich einen Namen machen, indem er den renommierten und beliebten Professor Thaler des Mordes anklagt. Der Sache mit dem Stalker geht er gar nicht erst nach.

Philipp unter Verdacht! Die Senioren-WG ermittelt

Der Professor landet in Untersuchungshaft und einer von Charlottes Polizisten-Freunden wird aus fadenscheinigen Gründen vom Dienst beurlaubt. Er kann Charlotte nun keine inoffiziellen Einblicke in offizielle Ermittlungen mehr gewähren. Die Rentner-Gang in der WG-Villa ist auf sich selbst gestellt. Das ist ein Problem. Denn eines ist klar: Wenn sie es nicht schaffen, Philipp aus dieser Situation herauszuboxen, wird es niemand tun.

Verbündete finden sie in der Rechtsanwältin Julia Jacobs und dem IT-Spezialisten Tom Vellner, einem Freund der ermordeten Sandra. Tom ist ein Meister auf seinem Gebiet, aber der Stalker ist ihm immer eine Nasenlänge voraus. Wir Leser:innen wissen schon sehr bald, dass der Stalker kein Einzeltäter ist, sondern dass hier mindestens zwei Personen ihre Kräfte bündeln. Tut sich die Detektiv-WG deswegen so schwer mit einem möglichen Motiv, weil jeder Stalker ein eigenes hat?

Es sieht so aus, als wüsste Psychotherapeutin Maja Neuhaus mehr darüber. Aber sie verschanzt sich hinter Arztgeheimnis und Datenschutz. Und dann verschwindet auch noch Anton, Charlottes Pflegesohn, aus dem Internat …

Dramatischer Fall, humorvolle Momente

Die Bedrohung und die Spannung steigen stetig und die Verzweiflung des Paares, das hier einen aussichtslosen Kampf zu kämpfen scheint, ist jede Minute spürbar. Trotz allem hat das Zusammenleben in der Senioren-WG seine humorvollen Momente. Conrad, der sich so mit seinem Auto anstellt, Charlotte, die immer wieder damit aufgezogen wird, dass sie keine Ordnung halten kann – und der General und die aufdringliche Drohne! Ich hab’s kommen gesehen! :-D

Der Stalker war mir vielleicht ein bisschen zu gut organisiert und „superhirnig“, aber, wie gesagt, er hat ja nicht allein agiert. Ein Team könnte sowas schon fertigbringen.

100 Seiten vorm Schluss wird klar, wer hier seine Finger im Spiel hat – aber immer noch nicht, warum.

Spannend ist’s auf jeden Fall

Spannend war’s auf jeden Fall und die WG-Truppe ist klasse! Dass ich die Vorgänger-Bände und damit die Vorgeschichte der Romanfiguren nicht gekannt habe, hat sich zwar bemerkbar gemacht („Moment, WER ist das?“), aber das hatte keine Auswirkungen auf die Krimihandlung selbst. Man muss sich weder in Hannover auskennen noch Band 1 bis 3 gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können. Es hätte aber seine Vorteile.

Ach ja, ehe Pflegesohn Anton wirklich noch glaubt, WG-Bewohnerin Anneliese Grothe sei das Vorbild für die böse Zauberin in „Rapunzel“ gewesen, sollte man ihn vielleicht diskret auf seinen Irrtum hinweisen: Die Zauberin im Märchen heißt mitnichten „Frau Grothe“. Rapunzel nennt sie „Frau Gothel“, was ein Dialektausdruck für „Patentante“ ist.

Und weil wir gerade beim Thema Märchen sind: In diesem speziellen Fall fände ich es toll, wenn Philipp und Charlotte heiraten würden. Davon halte ich ja normalerweise nicht so viel. Aber mir gefällt einfach die Vorstellung von einer Romanheldin, die mit Nachnamen Stern-Thaler heißt. 😉

Die Autorin

Claudia Rimkus wurde 1956 in Hannover geboren, wo sie noch heute lebt und (arbeitend) ihren Ruhestand genießt. Die Autorin ist mit ihrer Heimatstadt eng verbunden, deshalb ist die Leinemetropole oft Schauplatz ihrer Geschichten. Diese sind trotz aller Dramatik immer mit Humor gewürzt. Wenn sie nicht schreibt, ist sie gern mit der Kamera unterwegs. Ihre Fotos haben mehrere Preise gewonnen. Auch das genaue Beobachten ihrer Umwelt
Antworten