Deborah Wilde: Jezebel Files. Und täglich grüßt der Nekromant (Band 3 von 4)

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Vandam
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Deborah Wilde: Jezebel Files. Und täglich grüßt der Nekromant (Band 3 von 4)

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Deborah Wilde: Jezebel Files. Und täglich grüßt der Nekromant (Band 3 von 4), OT: Shadows & Surrender, aus dem Englischen von Julia Schwenk, Steinbach-Hallenberg 2023, Second Chances Verlag, ISBN 978-3-948457-36-5 Klappenbroschur, 410 Seiten, Format: 14,7 x 3,3 x 20,4 cm, Buch: EUR 18,00, Kindle: EUR 6,99.

Das Leben der kanadischen Privatdetektivin Ashira „Ash“ Cohen (Ende 20) wird echt von Band zu Band komplizierter!

Privatdetektivin mit magischen Geheimnissen

Vorm Rest der Welt muss sie verbergen, dass sie magische Kräfte hat. [/B] Magie zu besitzen ist in dieser Urban-Fantasy-Welt eigentlich nichts Besonderes. Da teilt sich die Menschheit seit Jahrhunderten in „Weltige“ ohne magische Begabung und in „Nefesh“, die von Geburt an eine haben. Ash hat sich bis vor kurzem für eine Weltige gehalten, nicht ahnend, dass man ihre magischen Kräfte lediglich durch einen Zauber versiegelt hat. Aus Gründen. Doch damit ist jetzt Schluss!

Was erst recht nicht bekannt werden darf, ist, welcher Natur ihre Kräfte sind: Blutmagie, erhöhte Körperkraft und die Fähigkeit, anderen Wesen die Magie quasi „auszusaugen“. Damit passt sie in keines der üblichen Raster. Sie ist eine „Jezebel“, eine Nachfahrin der Göttin Aschera, und wie alle ihre Vorgängerinnen, dazu ausersehen, die größenwahnsinnige „Chariot“-Gruppe in Schach zu halten. Die ist hinter nichts Geringerem als der Unsterblichkeit her – und geht dabei über Leichen.

Wenn Chariot alle fünf Teile der Schriftrolle besitzt, durch die seinerzeit die Engelsmagie in die Welt gekommen ist, sind sie am Ziel. Derzeit haben sie zwei Teile davon. Oder drei? Aber was ist „Chariot“ überhaupt für ein Verein?

„Was wissen wir noch über sie?“, erkundigte sich Arkady. „Außer, dass sie tief in der kabbalistischen Ideologie verwurzelt sind und aus dem Hintergrund operieren?“
„Die Gruppe wird immer von zehn Menschen geleitet“, sagte Rafael. „[…] Wir haben keine Ahnung, wer aktuell das Sagen hat. Stellt sie euch als globales Netzwerk mit Geld und Ressourcen vor, gegen die wir keinerlei Chance haben. […]“
(Seite 173)

Im Alleingang die Welt retten …

Hatte Ash anfangs geglaubt, auf ein ganzes Netzwerk von Jezebels zurückgreifen zu können, muss Rafael Behar, ihr neuer Sekretär, sie diesbezüglich enttäuschen. Es gibt immer nur eine Jezebel, deren Kräfte nach dem Tod ihrer Vorgängerin erwachen. Jetzt muss also die arme Ash quasi im Alleingang die Welt retten.

Na gut: Ganz allein ist sie ja nicht. Sie hat zum Beispiel ihre Mitbewohnerin, die Computerexpertin Priya und ihren Jugendfreund/Lieblingsfeind/Boss/Lover Levi Montefiori, den Chef des Hauses Pacifica, der Nefesh-Organisation von Vancouver. Dass sie jetzt für Levi arbeitet, ist übrigens auch geheim. Offiziell ist sie für eine Versicherungsgesellschaft tätig. Und dass sie mit ihm eine Beziehung führt, darf erst recht keiner wissen. Levis Sicherheitsleute Miles Berenbaum und Arkady Choi gehören ebenfalls zu ihrem Freundeskreis, genau wie ihr Sekretär Rafael Behar, auch wenn er so ein verklemmter britischer Pedant ist. Ganz so eigenbrötlerisch, zynisch und misanthropisch wie zu Beginn der Serie ist Ash also nicht mehr. Und wir Leser:innen haben durch das freundschaftliche Geplänkel des „Teams Jezebel“ auch immer was zu lachen.

… aber erst Levis Ex beschützen

Dank Rafael weiß Ash jetzt wenigstens halbwegs, was ihre Aufgabe ist: zu verhindern, dass Chariot die restlichen Teile der alten Schriftrolle in die Finger bekommt. Darauf kann sie sich aber leider nicht voll konzentrieren, weil sie zum Beispiel in Levi Montefioris Auftrag dessen Ex-Freundin Mayan aus der Patsche helfen muss. Sie wird bedroht. Ausgerechnet die! Ash und Mayan konnten einander schon als Kinder nicht ausstehen. Aber Job ist Job.

Interessant wird’s, als Ashs Nachforschungen auf den magischen Schwarzmarkt von Hedon führen und zur berüchtigten „Herzkönigin“. Das ist eigentlich nicht der richtige Umgang für Weltige wie Mayan. Wie ist sie überhaupt dort hingekommen?

Wohin ist Ashs Vater verschwunden?

Ein weiterer Fall beschert Ash nicht nur einen Mops, sondern auch ein Buch, das einmal ihrem Vater, Adam Cohen, gehört hat. Der ist vor 15 Jahren verschwunden, und jetzt sieht es so aus, als habe er für Chariot gearbeitet. Hat der alte Gauner vielleicht versucht, die Gruppe übers Ohr zu hauen? Ist ihm das zum Verhängnis geworden? Niemand, der Adam kannte, glaubt nämlich, dass er seine Familie freiwillig im Stich gelassen hat.

Adam hat seinen letzten Auftraggeber allerdings nur mit einem alphanumerischen Codenamen bezeichnet, den bisher noch niemand hat knacken können. – Im Ernst? Ich hatte spontan eine Idee, wo man mal gucken könnte, weil’s an dieser Stelle jede Menge solcher „Codes“ gibt. Nach ’ner Weile sind die Romanfiguren dann auch dahintergekommen. :-D Ja, und dann, als die Wahrheit auf dem Tisch liegt, ist die Überraschung groß und das Entsetzen noch größer. Damit hat keiner gerechnet!

Den Antworten etwas näher

In diesem Band geht Ash Cohen für das House Pacifica buchstäblich durch die Hölle. Sie stirbt zwar keine tausend aber immerhin 13 Tode und sie kommt der Lösung einiger Rätsel näher: ihrer Aufgabe als Jezebel, dem Schicksal ihres Vaters und dem Namen eines der Chariot-Führer. Der wahren Identität der „Herzkönigin“ vom magischen Schwarzmarkt und deren Assistenten Moran ist sie ebenfalls auf der Spur, gewissermaßen als Beifang. Diese Informationen könnten sich noch als wertvoll erweisen. Vielleicht wird mal eine kleine Erpressung nötig. Denn noch ist Ashs Mission nicht erfüllt …

Schräg, schrill, abgefahren und nicht immer ganz jugendfrei, genau wie die vorigen Teile der Reihe. Und irgendwie kann hier alles passieren, es ist nichts vorhersehbar. Okay, wenn man sich ein bisschen im Alten Testament und der jüdischen Mythologie auskennt, ahnt man schon den einen oder anderen Zusammenhang. Aber es ist halt nicht der hundertunddrölfzigste Vampirroman.

Nicht mehr ganz so misanthropisch

Die Personen und ihre Beziehungen untereinander entwickeln sich. Ashs Leben war zweifellos einfacher, als sie noch jegliche persönliche Beziehung – außer zu ihrer Mitbewohnerin Priya – verweigert hat. Wer nur für sich selbst verantwortlich ist, muss auf keinen Rücksicht nehmen und sich um niemanden sorgen. Wenn man aber, wie Ash jetzt, Freunde hat, hat man Hilfe, wenn es darauf ankommt. Und es ist auch ganz nett so. Vielleicht kriegt Ash irgendwann sogar das verkrampfte Verhältnis zu ihrer Mutter in den Griff. Aber da müsste sich die Mutter mal ein Stück bewegen.

Was ist, wenn „Jezebel“ ihr Ziel erreicht?

Nach diesem Band frage ich mich mehr denn je, was eigentlich passiert, wenn Ash ihre Jezebel-Mission erfüllt und die Schriftrolle mit der Engelsmagie zerstört. Egal, ob Chariot nun aus dem unseligen Minjan hervorgegangen ist, der vor Jahrhunderten die Magie auf die Welt gezaubert hat oder ob das Trittbrettfahrer mit eigener Agenda sind: Ist die Schriftrolle futsch, müsste damit die komplette Magie aus der Welt verschwinden. Das wird aber langweilig! Und dann bricht doch das gesamte System zusammen! Hedon geht unter und auf allen Arbeitsämtern dieser Welt stehen massenweise brotlose Magier, Hellseher, Geistheiler etc. Schlange. Was wird dann aus denen?

Im vierten Band erfahren wir’s. Hoffentlich!

Und was macht Levi Montefiori, wenn er kein Nefesh-Haus mehr zu leiten hat, weil es keine Magie mehr gibt? Privatisieren? He, der Kerl ist 30, der braucht eine Aufgabe! Kümmern sich die Häuser dann darum, dass die Ex-Nefesh in der rein weltigen Gesellschaft Fuß fassen? Und die weltigen Politiker:innen, die kein anders Programm haben als die Bekämpfung der Magie, müssen sich dann wohl einen neuen Job suchen.

Im vierten und letzten Band der Reihe wird die Autorin das alles hoffentlich zur Zufriedenheit der Leser:innen auflösen. Ich bin gespannt!

Die Autorin

Deborah Wilde ist Weltenbummlerin, ehemalige Drehbuchautorin und Zynikerin durch und durch. Sie schreibt mit Vorliebe witzige Romane für Frauen in den Genres Urban Fantasy und Paranormal Romance. In ihren Geschichten geht es um selbstbewusste, toughe Frauen, starke weibliche Freundschaften und Romantik mit einer Prise Charme und Feuer. Sie mag Happy Ends, und es ist ihr wichtig, dass auch der Weg dorthin ihre Leser:innen zum Lachen bringt. Deborah Wilde lebt in Vancouver, zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrer überaus eigenwilligen Katze Abra.

Die Übersetzerin

Julia Schwenk lebt mit einem bunten Heimtierzoo in ihrem heiß geliebten Zimmerpflanzendschungel im süddeutschen Land der Kühe und grünen Wiesen. Sprache ist ihre große Leidenschaft, die sie als Verlegerin und Übersetzerin zum Beruf gemacht hat. Wenn sie nicht gerade wie Gollum auf ihrer Couch über dem Arbeits-Netbook kauert, macht sie Handarbeitsforen unsicher, schaut YouTube leer oder plant die Übernahme der Weltherrschaft – und ist dabei immer auf der Jagd nach dem nächsten spannenden Projekt.
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