Ella Marcs: Lieber den Frosch geküsst als gar kein Prinz. Roman

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Vandam
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Ella Marcs: Lieber den Frosch geküsst als gar kein Prinz. Roman

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Ella Marcs: Lieber den Frosch geküsst als gar kein Prinz. Roman, Finnentrop 2022, Blue Mountains Publishing, ISBN 978-3-9821934-3-4, Softcover, 519 Seiten, Format: 12,7 x 3,3 x 20,32 cm, Buch: EUR 12,99, Kindle: EUR 3,99, auch als Hörbuch lieferbar.

„Ich bin so dumm“, erklärte ich den Balken – oder vielmehr mir selbst. „Ich bin einfach so, so, so dumm. Er ist ein Schlitzohr, ein unverbesserlicher Womanizer und auch noch ein Hauptverdächtiger in meinem Fall. Dümmer geht es nicht! Selbst, wenn es nur eine Schwärmerei ist. Ihr findet doch auch, dass Tim viel besser zu mir passt, oder?“ (Seite 388)

Wer den 1. Band LIEBER DEN SPATZ IN DER HAND ALS GAR KEINEN VOGEL gelesen hat, weiß jetzt, wieso Kira Albrecht mit Hauptkommissarin Sabin Vogt (< 30) befreundet ist: Sie glauben beide, sie müssten die Welt im Alleingang retten und lassen sich viel zu viel aufhalsen.

„Urlaub auf dem Bauernhof“

Sabin opfert ihren halben Jahresurlaub, um während der Hochzeitsreise von Kira und Marc die Tiere auf deren Gutshof zu versorgen, obwohl sie davon nichts versteht. Wird schon gut gehen. Die perfektionistische Kira hat ihr ja eine Art Handbuch dagelassen.

Die Tiersitterin fällt jedoch aus allen Wolken, als sie feststellen muss, dass auch Kiras Schwager Leon derzeit auf dem Hof wohnt. He, wenn der Kerl sowieso schon da ist, wieso füttert er dann nicht die Viecher? Na ja, vielleicht weil er viel auf Geschäftsreise ist. Das wäre eine Erklärung.

Sabin fühlt sich nicht recht wohl in Leons Gegenwart. Ja, er ist attraktiv und charmant, aber die Albrecht-Brüder waren in ihrer Jugend schlimme Finger. Autos knacken, Feuer legen, Jugendknast … das volle Programm, bis ihr Onkel sie aus dem Milieu geholt und zurechtgestutzt hat. Heute sind Marc und Leon solide, erfolgreiche Geschäftsleute und gesetzestreue Bürger. Sabin hofft zumindest, dass das so ist und dass ihre Freundin Kira nicht in eine Gang eingeheiratet hat. Ganz sicher ist sie nicht.

Undercover-Einsatz auf der Schönheitsfarm

Vollends hinüber ist Sabins Urlaub, als ihre Vorgesetzten auf die Idee kommen, sie könne in einem aktuellen Fall undercover ermitteln. Die Spur einer Serie von Oldtimer-Diebstählen führt in eine Promi-Schönheitsfarm ganz in der Nähe ihres „Feriendomizils“. Die Inhaberin ist eingeweiht. Sie wird die junge Polizistin als Berufs-Wiedereinsteigerin vorstellen und sie verdeckt ermitteln lassen.

Es ist eine absolute Rossidee, ausgerechnet die burschikose Motorradfahrerin Sabin, die sich noch nie geschminkt hat, als Kosmetikerin auszugeben! Dafür wäre ihre modelmäßig zurechtgemachte Kollegin Helena viel besser geeignet, aber die hat ja schon zusammen mit dem neuen Kollegen Tim Fischer als „Ehepaar“ auf der Beauty-Farm eingecheckt. Das schmeckt Sabin Vogt gar nicht! Sie hat selbst ein Auge auf Tim geworfen. Allerdings muss sie zugeben, dass auch ihr nerviger Mitbewohner, Leon Albrecht, recht gut aussieht. Der ist obendrein unterhaltsam, ein guter Koch und immer da, wenn sie Hilfe braucht.

Leons Hilfe braucht Sabin leider oft, denn beim Versorgen der Hoftiere geht einiges schief. Der Esel büxt aus, ein Pony verletzt sich, ein Huhn verschwindet – und dann steht auch noch ein Typ vom Veterinäramt auf der Matte, der umgehend bauliche Veränderungen auf dem Hof fordert, andernfalls würden sämtliche Tiere beschlagnahmt. Sabins Einwand, dass sie nur die Tiersitterin sei und keine diesbezüglichen Befugnisse habe, lässt er nicht gelten.

Chaos an allen Ecken und Enden

Nicht weniger chaotisch als auf dem Gut geht es bei Sabins Undercover-Einsatz auf der Beauty-Farm zu. Auratherapeut Eduardo, der Lebensgefährte der Chefin, merkt sofort, dass Sabin keine Kosmetikerin ist und will sie zügig loswerden. Was sie wirklich hier macht, sagt ihm keiner.

Wenn man nicht gerade ein leidtragender Kunde, sondern „nur“ ein kichernder Leser ist, sind Sabins Missgeschicke auf der Beauty-Farm und der haarsträubende Esoterik-Mumpitz, der dort veranstaltet wird, schon sehr lustig. Überaus amüsant gestaltet sich auch der „Hahnenkampf“, den Polizist Tim und Schwager Leon um Sabins Gunst austragen. Die genießt es, dass sich zwei tolle Männer um sie reißen und kann sich einfach nicht für einen von beiden entscheiden.

Der Spaß ist schlagartig vorbei, als Leon von seiner Vergangenheit eingeholt wird und plötzlich als Hauptverdächtiger im Fall der Oldtimer-Diebstähle dasteht. Sabin glaubt fest an seine Unschuld. Aber sie ist ja auch nicht objektiv …

Liebesgeschichte mit Krimi-Elementen

LIEBER DEN FROSCH GEKÜSST… ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit Krimi-Elementen und viel lustigem tierischen und zwischenmenschlichen Durcheinander. Jedes Kapitel startet mit einem Blick in Sabins Tageshoroskop. Nicht, dass sie daran glauben würde! Ihre Halbschwester Lilith schreibt solche Texte beruflich und schickt ihr täglich einen auf ihr Handy. Auch wenn Schwesterchen nur gut raten und clever formulieren kann, passiert doch erschreckend oft genau das, was sie vorausgesagt hat. Vielleicht sollte sie mal was anderes prophezeien als Katastrophen!

Sabin finde ich als Heldin klasse: unkompliziert, direkt, sportlich-burschikos, trinkfest und motorradbegeistert – also nicht unbedingt so, wie man sich die Heldin eines Liebesromans vorstellt. Sabin braucht keinen Prinzen, sie hätt‘ nur gern einen. Den Kommentar ihrer puppenhaften Kollegin, das „Beautygedöns“ habe Sabin „endlich zu einer richtigen Frau gemacht“ (Seite 456) fand ich extrem übergriffig und unverschämt. Unfassbar, dass Sabin diesen dummen Spruch unkommentiert hingenommen hat! Ja, zefix, auch eine Bier trinkende Bikerin ist eine richtige Frau!

Dürfen die das …?

Weil Sabins Erlebnisse relativ nahe an der Realität sind, hat sich mein innerer Erbsenzähler manchmal gefragt, ob das, was im Buch passiert, im wahren Leben auch so ist:
  • Darf das Veterinäramt von einem Tiersitter Umbaumaßnahmen auf einem Grundstück verlangen, das ihm gar nicht gehört? Wenn die rechtmäßigen Eigentümer verreist und unerreichbar sind, dürfte eine x-beliebige Aushilfe kaum der richtige Ansprechpartner sein. Ein Brief von einem Rechtsanwalt hätte Sabin das Problem vermutlich vom Hals geschafft.
  • Dürfen bei der Polizei Familienmitglieder als Chef und Untergebene zusammenarbeiten? In der Privatwirtschaft wird sowas ungern gesehen, weil Mauscheleien befürchtet werden.
  • Werden Polizisten echt derart spontan und schlecht vorbereitet in einen Undercover-]Einsatz geschickt? Das wäre ja lebensgefährlich!
Ich hoffe sehr, dass die Realität hier so zurechtgebogen wurde, dass sie zu den Ereignissen in dem heiteren Roman passt. Ich kann nichts dafür: Sowas beschäftigt mich eben. Und weil wir gerade dabei sind: Wieso war die Schwester der Albrechts eigentlich nicht bei der Hochzeit …?

Ich mag es ja, wenn Nebenfiguren eines früheren Romans irgendwann zu Protagonisten eines eigenen Buchs werden. Man erfährt dann auch, wie es den Helden aus dem vorigen Band ergangen ist. Ich könnte mir also durchaus ein weiteres wild-chaotisches Abenteuer aus diesem Freundeskreis vorstellen. Aber bleibt mir um Himmels Willen mit Kiras Schwester Jasmin vom Acker! Bei Sabin irritiert mich nur das fehlende e am Schluss – so ist’s für mich ein Männername –, aber bei Jasmin irritiert mich die komplette Person. :-D

Die Autorin

Die Autorin Ella Marcs schreibt Liebesromane mit viel Humor und starken Frauenfiguren. Wenn sie gerade mal nicht schreibt, ist sie mit ihrer Familie auf Reisen, veranstaltet gemeinsame Spieleabende (bei denen sie am liebsten gewinnt) oder probiert zum Leidwesen ihrer Lieben gerne ungewöhnliche Kochrezepte aus.
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