Angelika Godau, Luise Klein: Herbstfrüchtchen. Roman, (Bd. 3)

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Vandam
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Angelika Godau, Luise Klein: Herbstfrüchtchen. Roman, (Bd. 3)

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Angelika Godau, Luise Klein: Herbstfrüchtchen. Roman, (Bd. 3), Zweibrücken 2022, ‎Independently published, ISBN 979-883957770-1, Softcover, 315 Seiten, Format: 12,7 x 1,83 x 20,32 cm, Buch: EUR 9,99, Kindle: EUR 4,99.

Volles Haus!
Da bin ich aber froh, dass es nach dem HERBSTFRÜHLING (Bd. 1) und dem HERBSTGEWITTERN (Bd. 2) im dritten Band nicht zu „Winterstürmen“ oder noch Schlimmerem gekommen ist! Die HERBSTFRÜCHTCHEN, die hier ihr Unwesen treiben, sind schon heftig genug.

Kaum zu glauben, dass die verwitwete Inge Berger (77) vor ein paar Monaten noch über Langeweile und Einsamkeit geklagt hat! Da hat sie auch noch im Seniorenheim gewohnt. Jetzt lebt sie mit ihrem 12 Jahre jüngeren Lebensgefährten, dem pensionierten Kriminalbeamten Jonathan Brinkmann zusammen und hat auf einmal ein volles Haus.

Neben ihren Enkeln Lara (14) und Lars (12) wohnt derzeit deren alleinerziehende Mutter Sarah (39) bei Jonathan und Inge. Aber nur vorübergehend, bis sie sich von einer schweren Operation erholt hat. Vielleicht kehren die drei auch gar nicht mehr in ihr kleines Häuschen zurück, wenn Sarah nämlich mit ihrem neuen Freund, dem Polizeibeamten Stefan Ruttig, zusammenzieht. Dann brauchen sie deutlich mehr Zimmer, weil der verwitwete Stefan ebenfalls zwei Töchter hat: Anna (13) und Leonie (10). Das wird aber noch zu diskutieren sein.

Und jetzt noch ein Hund!
Als ginge es im Haus Brinkmann-Berger nicht schon turbulent genug zu, erfüllen sich die beiden Senioren jetzt auch noch den Wunsch nach einem Hund. Eigentlich hätte es was Kleines, Handliches werden sollen, aber dann wird Inge im Tierheim von einem riesenhaften schwarzen Pyrenäenhund namens Georg „auserwählt“. Dagegen kann man als Mensch nichts machen. Georg zieht also ebenfalls ein. Wie gut, dass die Familie ihre patente Haushälterin Else hat! Die behält noch im größten Chaos die Nerven und lässt sich selbst von Rotzgören wie Lara nichts gefallen.

Lara macht, was sie will und hat einen derart unverschämten Ton am Leib, dass den Leser:innen stellenweise die Kinnlade runterklappt. Mutter Sarah entschuldigt dieses unterirdische Benehmen ihrer Tochter mit der Pubertät und den schwierigen letzten Jahren: erst die Trennung der Eltern, dann der Umzug zur Oma, die Krankheit der Mutter und jetzt noch die Aussicht auf eine Patchwork-Familie. Das verstehen wir ja auch. Dass Laras kleiner Bruder Lars genau das gleiche mitgemacht hat, sich aber nicht so aufführt und zufrieden ist, solange es was zu futtern gibt und er einen Computer hat, zählt nicht. Menschen reagieren in Krisensituationen eben unterschiedlich. Trotzdem kann man das doch nicht einfach so laufen lassen!

Teenie-Monster
Wenigstens Stief-Großvater Jonathan und Haushälterin Else bieten dem Teenie-Monster ab und zu Paroli, wenngleich das in der Familie nicht gerne gesehen wird. Schließlich sind die beiden „Außenstehende“ und nicht erziehungsberechtigt.

Als Jonathan zufällig mitkriegt, dass die Vierzehnjährige mitten in der Nacht nach Hause kommt, während alle dachten, dass sie friedlich schläft, ist guter Rat teuer. Soll er das ignorieren, weil Laras Erziehung ja nicht ihm obliegt oder soll er was sagen und sich dafür wieder als wichtigtuerischer Bulle abkanzeln lassen? Er glaubt nicht, dass sie sich nur für eine harmlose Party aus dem Haus geschlichen hat. Jonathan traut Lara alles Mögliche zu, kann aber nichts beweisen.

Schlechter Umgang
Wir Leser:innen wissen mehr: Ein deutlich älterer Kerl steckt dahinter und dessen ach so coole „Crew“. „Clique“ hätten wir früher dazu gesagt. Und Lara will unbedingt dazugehören …

Durch verschiedene andere Ereignisse geraten ihre Eskapaden kurzzeitig aus dem Blickfeld der Erwachsenen. Ausgestanden ist die Geschichte aber nicht!

Schluss mit lustig!
Auch wenn Lara sich allmählich fragt, ob es wirklich so toll ist, zu der Clique ihres Schwarms zu gehören: Kneifen will sie nicht! Doch als die Crew eine ahnungslose Grundschülerin in ihre kriminellen Machenschaften hineinzieht, ist für Lara Schluss mit lustig. Aus reinem Übermut das Leben eines Kindes aufs Spiel zu setzen, das geht gar nicht! Aber was kann eine Vierzehnjährige gegen eine Horde verantwortungsloser Erwachsener ausrichten? Der Abend nimmt für Lara und das kleine Mädchen kein gutes Ende …

Das Teenie-Monster scheint tatsächlich noch einen Rest von Anstand zu besitzen! Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Auch ihre Mutter Sarah ist in diesem Band nicht mehr ganz so zickig, angriffslustig und dauerbeleidigt wie in den beiden ersten Büchern, was nachvollziehbare Gründe hat. Es besteht also noch Hoffnung für die zwei „fürchterlichen Weiber“, die, wie ich fürchte, nur minimal überspitzt dargestellt sind.

Meine Lieblinge sind nach wie vor Inge und Jonathan. Auch wenn sie nicht immer mit ihrer Familie einig sind, verlieren sie nie den Respekt, die Liebe und den Humor.

Rätselhafte Haushälterin
Wer für mich schwer zu fassen ist, ist Haushälterin Else. Ich mag ihre bodenständige, pragmatische Art, aber ich kann mir die Frau nicht vorstellen. Wahrscheinlich liegt’s an ihrem sehr traditionellen Vornamen, dass ich im Geiste immer so eine Art Mrs. Bridges aus der Fernsehserie DAS HAUS AM EATON PLACE vor mir gesehen habe. Wer das nicht mehr kennt, google bitte „Angela Baddeley“. Dabei ist Else eine moderne Frau mittleren Alters (?), die sogar ein paar Tattoos hat. Wenn sie Elke (oder Karin, Sabine oder Susanne) geheißen hätte, hätte ich sie vermutlich realistischer eingeschätzt. Aber das ist nur eine Kleinigkeit.

Bitte mehr von dem Trubel!
Ungern verabschiede ich mich von dieser trubeligen Patchworkfamilie, die von Band zu Band größer zu werden scheint. Ich hätte jetzt noch gerne gewusst, ob Sarah und Stefan mit ihrer ganzen „Brut“ tatsächlich zusammenziehen und wie das zickentechnisch so läuft. Ich würde gerne die dummen Gesichter der „Crew“-Mitglieder sehen, wenn ihnen klar wird, mit wessen Kindern sie ihre grausamen Spielchen gespielt haben. Die werden sich doch hoffentlich vor Gericht verantworten müssen! Und, wie gesagt, würde ich auch gerne noch ein bisschen mehr über Else erfahren.

Kurz gesagt: Diese bunte Truppe mit ihren Macken und Eigenheiten ist mir ans Herz gewachsen. Ich hoffe auf einen vierten Band!

Die Autorinnen
Angelika Godau, geboren in Oberbayern, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt und fast 10 Jahre lang in der Türkei. Sie hat als Journalistin gearbeitet, Psychologie studiert und in Mannheim eine eigene Praxis betrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, zwei Hunden und einer Katze in Zweibrücken, schreibt Bücher und engagiert sich im Tierschutz.

Luise Klein, 2007 in Heidelberg geboren, besucht ein Gymnasium in Zweibrücken. Auch wenn sie bisher noch keinen konkreten Berufswunsch hat, das Mitschreiben an diesem Buch hat ihr viel Spaß gemacht. Der Part der 14-jährigen Lara klingt daher sehr nach ihr.
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