Ich kann den Herrn Bader natürlich verstehen: Er sieht sich einer Kritik ausgesetzt, auf die er ehrlicherweise nicht adäquat reagieren kann. Und da bleiben ihm nur die typischen Scheinargumente der Branche:
"... wir zwingen niemanden ..." (als ob das zur Debatte stünde),
"... der Autor bekommt, was er will, kann selbst entscheiden ..." (ach was),
"... wir haben auch kostenlose Leistungen wie das Erstgespräch ..." (das zu betonen ist schon entlarvend),
"... die Druckkosten übernehmen wir, der Autor muss nur den Rest zahlen ..." (die Druckkosten sollten das Geringste sein),
"... Kritikern steht ein Urteil nicht zu ..." (weil diese Branche auf Kritik sehr mimosenhaft reagiert) usw.
Ich möchte lediglich die Chance ergreifen mich zu den Vorwürfen gegen den Verlag zu äußern und mich darüber hinaus mit Ihnen auszutauschen.
Lieber Herr Bader,
dann tauschen Sie sich mit uns aus. Welche Vorwürfe meinen Sie konkret? Die meisten beziehen sich sich nicht auf Ihren Verlag, sondern auf die Branche insgesamt. Irgendjemand hat in einem früheren Beitrag gesagt, Bezahlverlage seien der Enkeltrick der Buchbranche oder so ähnlich. Und da mag es ja nettere und wenig nettere "Enkel" geben, aber ich muss nicht jeden einzelnen kennen, um das Vorgehen als solches zu beurteilen. Also bestätigen Sie uns doch z.B., dass Autoren bei Ihnen erst zahlen müssen, wenn ein Grundumsatz pro Veröffentlichung erreicht ist und dann immer ein geringerer Anteil pro Buch, als der VK beträgt. Wessen Bücher also nicht verkauft werden, der würde ergo nichts bezahlen müssen. Dann ist das ganze immer noch meilenweit von dem entfernt, was ich seriöses Verlagsgeschäft nennen würde, aber ich wäre dann bereit, bei Ihnen eine grundsätzliche Tendenz zur Fairness anzuerkennen.
Bisher haben Sie nur versucht, die Argumente auf Nebengleise umzuleiten und die Kernthemen vermieden. Sie antworten gerne auf Fragen, die niemand gestellt hat und die im Kontext auch gar nicht interessieren, Paketpreise und son Kokolores.
Was aber wirklich interessiert ist die Prämisse, dass ein Autor nie etwas an einen Verlag zu zahlen hat, wohl aber der Verlag an den Autor. Das müssen Sie naturgemäß anders sehen und damit leben, dass Sie damit keinen echten Verlag vertreten (also auch kein Verleger sind und Ihre Autoren keine Schriftsteller). Das ist nicht unsachlich, hat nichts mit mangelnder Kenntnis Ihres speziellen Dienstleistungsbetriebes im Vergleich zu anderen zu tun, sondern das ist einfach so, und Sie versuchen wohlweislich gar nicht erst, das zu widerlegen - weil Sie genau wissen, dass Sie das nicht können. Der Autor ist der Dienstleister des Verlages, der Verlag der Dienstleister des Lesers. Und zahlen tut immer nur der, der die Leistung in Anspruch nimmt. Das ist Mittlere-Reife-Wissen Wirtschaft. Bei Ihnen klingt das hingegen so, als sei es das Normalste, dass der Autor zu zahlen habe, Sie stellen das weder in Frage noch versuchen Sie es zu begründen.
Oder die Frage, wie hoch der Anteil am Umsatz durch Zahlungen von Autoren ist und wie viel prozentual der Bücherverkauf bringt. Mit einer entsprechenden Quote, die natürlich durch eine im Jahresbericht veröffentlichte GuV nachprüfbar sein müsste, könnten Sie sich ja von Ihren Mitbewerbern absetzen und bei mir zumindest als einer der besseren Dienstleister dastehen.
Wie viele Autoren haben durch die Bücher, die sie bei Ihnen gedruckt haben, mehr verdient als sie bezahlen mussten und auf wie viel Prozent Ihrer Autoren trifft das zu?
Drucken Sie die ganze Auflage und halten das Buch vor, oder drucken Sie ebenfalls "on demand"?
Behält der Autor das Verwertungsrecht? Sind bei Ihnen die üblichen Beleg- und Freiexemplare kostenlos (Freiexemplare, auch Autorenexemplare, mindestens 5, eines je angefangene 100 Exemplare bis zu 15 Stck.; Belegexemplare üblicherweise 2 pro Auflage - was eine Selbstverständlichkeit sein sollte)?
Wie sichern Sie Qualität (wenn der Autor bekommt, was er will, heißt das ja noch lange nicht, dass der Leser bekommt, was er will, und als Verlag, der Sie sein wollen, sind Sie in erster Linie dem Leser verpflichtet). Wie viele Autoren, auch wenn sie zahlungswillig und -fähig sind, lehnen Sie aus Qualitätsgründen ab? Und wenn es tatsächlich nur darum geht, dass Ihre Kunden ihr übersteigertes Ego befriedigt sehen wollen, indem sie ein gedrucktes Buch in Händen halten und es zur Angabe vor Freunden und Verwandten brauchen ("Ich bin Schriftsteller. Beweis? Hier ist ein Buch, ich schenke es dir für 19,80, ich hab noch den Keller voll davon ..."), wobei ihnen eigentlich egal ist, ob das auch andere lesen wollen, warum bekommen PoD-Betriebe das denn bei gleicher Qualität so viel kostengünstiger hin?
Wenn
jeder bekommt, was er will, wie bekommt er es, wenn er zwar begabt ist und viel Zeit in seine handwerkliche Ausbildung gesteckt hat, aber leider kein Geld, die Veröffentlichung bei Ihnen zu bezahlen? Bekommt also jeder bei Ihnen sein Buch oder nur der, der das nötige Kleingeld über hat - oder vorgibt, es zu haben? Geben Sie Kredit und wie hoch sind die Zinsen? Wie gehen Sie mit Autoren um, die dann doch nicht zahlen können? Machen Sie den Autoren eigentlich Hoffnung auf eine schriftstellerische Karriere oder sagen Sie ihnen ehrlich, dass es rein wirtschaftlich betrachtet höchstwahrscheinlich ein Verlustgeschäft ist (so viel noch mal zum Thema "Zwang"). Erstreckt sich Ihre Fürsorgepflicht auch auf eine Bonitätsprüfung, sei es, um Zahlungsausfälle für sich, aber auch wirtschaftlichen Schaden von Möchtegernautoren zu vermeiden, die schon eine Art Suchtverhalten zeitigen (bei nicht solventen Autoren kann so ein Bezahl-Verlag genau das sein, was ein Casino für einen Spielsüchtigen ist - aber im Casino kann man sich wenigstens sperren lassen)?
Tun Sie Butter bei die Fische und jammern Sie nicht nur herum ob der bösen, missgünstigen Welt, die Ihre guten Absichten total falsch deutet. Die Masche, eine ehrliche Auseinandersetzung zum Thema Bezahlverlage zu fordern, beginnt zu langweilen, Sie hatten und haben immer noch alle Chancen dazu. Aber es lässt tief blicken, wenn Sie sie nicht wahrnehmen wollen ...
So viel aber ist auch klar: Zu einer ehrlichen Auseinandersetzung gehören die Fakten auf den Tisch, keine Geheimhaltung von Preisen und dergleichen, machen Sie eine Kalkulation auf, ich mache die Gegenrechnung dazu.