Ein schöner Versuch, die Möglichkeiten aufzuzeigen. Allerdings nicht zwingend fundiert.
EmmaBz hat geschrieben:klassischer Verlag:
Als unbekannte Person die ihr erstes Buch schreibt, kannst du es quasi vergessen, die Verlage werden überrannt mit Manuskripten und selbst wenn dein Buch extrem gut ist verbringst du so viel Zeit auf der Suche nach einem Verlag, da geht dir leicht mal die Motivation aus. Das kann Jahre dauern.
Das stimmt so nicht. Ich kenne diverse Autoren persönlich wie zB. Nikola Huppertz, Alice Pantermüller, Anja Ackermann, Andreas Hartmann (kannst du alle gugeln); die meisten habe ich gekannt, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlicht haben. Sie haben es geschafft, in klassischen Verlagen unterzukommen (Arena, dtv, Gabriel, alles keine Nonames), weil sie einfach gute Sachen schreiben und sich bei der Auswahl der Verlage oder der Suche nach Agenten geschickt verhalten haben - beides ist erforderlich, mit Glück hat das nichts zu tun. Ich habe es bisher nicht geschafft, aber das einfach auf die Verlage abzuschieben, tut mir leid, das ist mir zu billig. Entweder habe ich bisher nicht gut genug geschrieben oder nicht das Richtige für den richtigen Verlag. Aber etwas auf eigene Kosten veröffentlichen, damit ich das Buch in der Hand halten und damit im Bekanntenkreis angeben und mich dann toll fühlen kann, das ist keine Option. Lieber kein Buch als so etwas.
À propos Agenten: Auch das ist ein Weg, den Aufwand zu minimieren. Allerdings erhält man auch von denen eine ehrliche Meinung und muss gegebenenfalls eine Absage riskieren. Es kann nun mal sein, dass das Geschriebene einfach nicht so gut ist, wie man denkt. Natürlich verlangen Agenten auch Provision, aber wenn man sowieso schon bereit ist, noch viel mehr Geld einem Pseudoverlag für viel weniger Leistung in den Rachen zu schieben ...
Bezahlverlage leben hauptsächlich von der Ungeduld, Eitelkeit und Zurückweisungsangst der Autoren.
Self-Publishing:
(...) Es ist sehr zeitintensiv, also wenn du nebenbei noch einer geregelten Arbeit nachgehst und dann vielleicht auch noch Kinder zu Hause hast muss dir dein Hobby wirklich viel Spaß machen, den dann arbeitest du dann bis spät in die Nacht. Zahlen musst du auch alles selbst und wie schon oben erwähnt ist das auch nicht ganz billig.
Sagen wir mal so: Wenn du das Gleiche machst, was ein Pseudoverlag für dich tut (das ist jeder "Verlag", der Geld von dir haben will), dann ist der Aufwand nicht so groß. Wenn du ein E-Book über Amazon oder Neobooks veröffentlichst, kostet das sogar erstaunlich wenig. Und na ja, bei der Lokalzeitung oder erst mal beim örtlichen Anzeigenblättchen (das klappt immer, die müssen den redaktionellen Teil füllen und freuen sich, wenn die Nachrichten auf sie zukommen und sie selbst nichts machen müssen) ein Interview zu erwirken (manchmal kannst du das ganze Interview selbst schreiben, dann musst du nicht mal außer Haus), das Buch auf einer Homepage, die mit Baukastensystem erstellt wird, zu präsentieren, das ist alles nicht so aufwändig - und kostet fast nichts. Wenn du an dein Buch glaubst, dann kannst du auch dem Beispiel von Wolfgang Ram folgen. Der hat einen
Kinderkrimi geschrieben, einen Verlag gegründet (nur für dieses Buch, kostet gerade mal einen Gewerbeschein und ein Schreiben an die IHK, dass der Geschäftsumfang zu gering ist, um Mitgliedsbeiträge zu zahlen sowie ggf. ein Schreiben an das Finanzamt, dass man keine Umsatzsteuerberechnung durchführen will), das Ding bei BoD drucken lassen und die Bücher in jeder Buchhandlung, bei Bäckern und anderen Geschäften in Kiel in Kommission verkaufen lassen und am Ende einen Überschuss für eine Reise und eine neue Stereoanlage gehabt, den Verlag wieder abgemeldet und sein Leben als Kardiologe in Kiel weitergeführt.
Verlag mit DKZ:
(...)
Die klassischen Verlage treiben Autoren ja gerade dazu selbst zu publizieren oder zu einem DKZ Verlag zu gehen weil man keine Chance hat bei ihnen veröffentlicht zu werden.
Wenn das Buch richtig gut ist, stimmt das eben nicht, siehe oben. BTW: DKZ- oder andere Bezahlverlage sind keine Verlage. Das Wort "Verlag" kommt von "vorlegen", das heißt, der Verlag zahlt alles vorab, nicht der Autor. Dienstleister, die Geld vom Autor nehmen, sind ergo keine Verlage. Das ist sogar gerichtlich bestätigt.
Und wieso treiben: Entweder nehmen die ein Buch oder nicht. Es gibt ja keinen Zwang, unbedingt veröffentlicht werden zu müssen, nach dem Motto: "Wenn die mich nicht drucken, dann
muss ich zu einem Pseudoverlag." Nein, es gibt heute diese Möglichkeit, aber da haben die richtigen Verlage keine Schuld daran. Früher wurdest du von denen genommen oder nicht und hast weiter als Jurist, Schreiner oder Müllmann gearbeitet. Heute ist man persönlich beleidigt, wenn die einen nicht nehmen und bekommen die Schuld, wenn man viel Geld ausgibt, um gedruckt zu werden? Das ist nicht die Schuld der Verlage, sondern der Autoren, die meinen, ein Anrecht darauf zu haben, gedruckt zu werden.
Das ist eben der Markt, wer sicher Geld reinbringt wird gefördert. Hat aber nichts mit Qualität zu tun.
Das klingt, als sei das verwerflich. Natürlich will der seriöse Verlag ebenfalls Geld verdienen. Aber er trägt auch das Risiko, ist ja kein Wohlfahrtsverein für Möchtegernautoren. Er bezahlt Lektorat, Druck, Werbung und vielleicht dem Autor zumindest einen nicht rückzahlbaren Vorschuss. Wenn das Buch dann floppt, kann er das Geld in den Wind schreiben. Wer wollte ihm da eine Zurückhaltung bei neuen Autoren und Manuskripten vorwerfen? Pseudoverlage umgehen das Risiko, indem sie sich kaum um den Buchmarkt kümmern, das Geld stattdessen gleich vom Autoren nehmen. Am Ende steht das Buch, aber ohne eine größere Leserschaft - und nur die bringt einen bescheidenen Gewinn oder wenigstens das Nullsummenspiel. Das Dollste ist: Alles das, was du beim Self-Publishing machen musst, musst du auch hier machen. Prüfe es doch selbst mal: Wie viele Marketingmaßnahmen von Pseudoverlagen (außer Anzeigen wie "Verlag sucht Autoren") kennst du denn? Welche Buchhandlungen haben solche Bücher im Bestand? Lies mal bei Amazon beim "Blick ins Buch" bei einigen dieser Bücher nur die ersten Seiten und entscheide dann, ob du wirklich mit diesen "Werken" in einen Topf geworfen werden willst. Und wenn du manchmal bereits die Rechtschreib- und Grammatikfehler ins Kalkül ziehst, manchmal zumindest den Ausdruck, Aufbau und Stil, dann kannst du auch die Qualität des Lektorats ermessen.
Lies z.B. einmal nur
dieses Erzeugnis des Novum-Verlags und überlege bereits bei Seite 2, ob das wirklich veröffentlicht gehört.
Wenn du von deinem Werk überzeugt bist und das Ganze sowieso nur hobbymäßig betreibst, dann bist du auf eine Veröffentlichung um jeden Preis nicht angewiesen. Es stimmt, reich wirst du als Autor sowieso nicht, bei keiner Variante. Aber bei Pseudoverlagen besteht die große Möglichkeit, dass du ärmer wirst als vorher. Und wenn du nicht bei jedem Buch, das du veröffentlichen möchtest, draufzahlen willst, dann ist bereits die erste Veröffentlichung im Pseudoverlag tödlich, es sei denn, dass du zu den weniger als 1 % Autoren gehörst, die bei seriösen Verlagen, Agenten und Kritikern dann noch als ernstzunehmende Autoren anerkannt werden.
Noch etwas: Es gibt jede Menge Kleinverlage, deren Qualität und Arbeit nicht besser ist als die der Bezahlverlage, die aber zumindest kein Geld nehmen. Eine Bekannte hat ein kleines Büchlein und eine Kurzgeschichte im Memoiren-Verlag in Glödnitz, Österreich veröffentlicht. Auch sie musste sich um die Vermarktung selbst kümmern, hat einige Bücher über eine befreundete Buchhandlung absetzen können und ansonsten alle Bekannten aus diversen Foren aktiviert. Die Bücher sind von etwa der Qualität, die auch ein Bezahlverlag oder PoD produziert, inhaltlich wären die bei Rowohlt oder Knaur oder so wohl nicht untergekommen, aber sie hat zumindest nichts dafür bezahlt - außer die Versandkosten für die Lieferung und natürlich die Verkaufspreise pro Buch abzgl. Autorenrabatt, die sie dann weiterverkauft hat. Das ist eine vergleichbare Leistung wie bei einem Bezahlverlag, aber erheblich günstiger.