hier mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Ich würde an dieser Stelle gern einen Teil des ersten Kapitels meines aktuellen Projektes einstellen, damit ihr auf den Geschmack kommt

Noch immer (stöhn, jammer) schreibe ich am zweiten und letzten Teil von "Der Aufstieg von Tharon", der eigentlich den Beginn der gesamten Tharon-Reihe ausmacht und die Vorgeschichte zu "Der Kaiser von Tharon" und "Der Erbe von Tharon" darstellt.
Rein schreibtechnisch bin ich derzeit gefühlt am Ende des ersten Drittels dieses Teils - es dauert also noch ein wenig, bis auch dies zu einem eBook der Reihe wird. Aber trotzdem nun ein kleiner Ausschnitt ... sozusagen ein Trailer aus dem neuen Band. Biddeeschöööön:
Zwei Brüder
Die beiden Reiter ließen ihre Tiere rasend schnell über die Ebene galoppieren und trieben sie mit juchzenden Rufen und ihren Fersen zu noch größerer Eile an. Dabei kreuzten sie ständig ihre Wege, als wollten sie sich gegenseitig necken und behindern. Dann wieder ritten sie in nahezu halsbrecherischer Weise dicht nebeneinander her und versuchten ständig, sich zu überholen. Es war ein wilder Wettritt zwischen den beiden Brüdern – und er war noch nicht entschieden.
Der eine der beiden jungen Männer besaß blondes, etwa schulterlanges und leicht lockiges Haar, das im Wind wehte. Das Haar seines Bruders war dagegen dunkel und er trug es tharonisch kurz. Beider Statur war ähnlich kräftig und hochgewachsen. Der dunkelhaarige junge Mann besaß etwas schmalere Schultern, dafür war er eine halbe Handspanne größer, als der andere. Sie trugen beide hellblaue Reithemden und enge, bis knapp unter die Knie reichende, ungefärbte Baumwollhosen. Zudem hatten sie rote Reitmäntel umgeworfen, die ihnen wie Banner hinterher flatterten.
Sich noch immer im Wettstreit befindend steuerten sie einen einsam in der Ebene stehenden Baum an, der offensichtlich ihr Ziel darstellte. Der blonde junge Mann trieb sein Tier noch einmal mit einem Zuruf an und erhielt eine halbe Pferdelänge Vorsprung, doch sein Bruder ließ das nicht lange zu und holte wieder auf. Kurz bevor sie an dem Baum angelangten, schlug der dunkelhaarige junge Mann einen Haken vor dem anderen Pferd und nötigte es dazu, auszuweichen, so dass er vor seinem Bruder am Ziel ankam und jubelnd die Arme hochriss.
„Du Schuft, du hättest mich niemals besiegt, wenn ich nicht auf dich Acht gegeben hätte und dir ausgewichen wäre“, lachte der Blonde und sprang neben dem Baum vom Pferd, um sich zu seinem Bruder ins von der Hitze verdorrte Gras zu setzen.
„Du kannst nur nicht zugeben, dass ich der bessere Reiter von uns beiden bin, Bruderherz“, antwortete der andere junge Mann grinsend.
„Der Wahnsinnigere, nicht der Bessere“, wurde dieser berichtigt.
„Dies ist der letzte Tag in Freiheit, Toren. Weshalb sollten wir uns nicht auch ein wenig dem Wahnsinn hingeben?“, bemerkte der Dunkelhaarige etwas nachdenklicher und sah seinen Bruder ernst ins Gesicht.
Toren zupfte einen langen Halm des trockenen Grases neben sich raus und kaute darauf herum. „Was ist los mit dir, Pargon? Fürchtest du dich vor dem morgigen Tag?“
„Nein, Furcht ist es nicht. Nur ... Respekt vor der Aufgabe, ... vor dem Ruf, dem ich, dem ... wir verpflichtet sind“, antwortete Pargon leise.
„Mach dir keine Gedanken. Vater wird stolz auf uns sein, du wirst sehen. Wir werden in der Armee Abenteuer erleben und gemeinsam die Feinde Tharons in die Schranken weisen“, versuchte Toren seinen Bruder aufzumuntern. Er war schon immer der Optimistischere von beiden gewesen, während Pargon ehrgeiziger und auch zielstrebiger war. Doch das führte manchmal auch dazu, dass dieser seine eigenen Erwartungen an sich zu hoch steckte, um dann sein Scheitern eingestehen zu müssen, was ihm äußerst schwer fiel.
„Ich hoffe, wir bekommen wirklich bald die Gelegenheit, gegen die Feinde Tharons zu kämpfen. Nicht dass sie uns in eine der abgelegenen Provinzen schicken, in denen nichts geschieht und man sich zu Tode langweilt“, äußerte Pargon besorgt.
„Vielleicht können wir die Tausendschaften im Norden unterstützen“, antwortete sein Bruder.
„Pah, das wäre reine Zeitverschwendung. Der angebliche Feind dort existiert doch überhaupt nicht mehr. Was will Tharon in dieser Einöde?“
„Doch, er existiert noch, denn er wurde nicht vernichtet – ich selbst habe ihn als kleines Kind erlebt und Vater hat auch gegen ihn gekämpft, erinnere dich, Pargon“, beharrte Toren.
„Wie auch immer, seit vielen Jahren ist in dieser Gegend nichts mehr geschehen. Wenn ich bedenke, dass der alte Kaiser sogar seinen Thron dorthin verlegen wollte, weil er die Landschaft so sehr liebte. Zum Glück ist er ...“
„Ja, Hastria ist tot, aber auch Persivan wird so weise sein, die Truppen weiter in Welcania und Kayhlien zu lassen, denn der Feind kann plötzlich wieder zuschlagen.“
„Ach, mein Toren“, sagte Pargon mit gespieltem Mitleid und legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. „Deine Kindheitserinnerungen, die wohl oft nur deiner Fantasie entsprungen sind, beeinflussen dich noch immer. Lass sie los, denn diesen Feind, den du fürchtest, der wird nicht wiederkommen. Tharon hat ganz andere Probleme. Die arroganten Alven im Südosten, die sich einfach ein riesiges Stück Land nahmen und sich den Anweisungen des Kaisers widersetzen, sollten uns viel eher interessieren. Diese Halbgeister aus der Vergangenheit müssen endlich begreifen, dass ihre Epoche vorüber ist.“
„Die Alven sind meiner Meinung nach nicht unsere Feinde“, widersprach Toren nachdenklich. „Aber sei es nun, wie es wolle. Wir werden schon dort hinkommen, wo wir gebraucht werden. Vater hat mit Sicherheit ein gutes Wort für uns eingelegt.“
„Genau das befürchte ich auch“, antwortete Pargon halb ernst. „Komm, lass uns wieder zurückreiten, es wird dunkel sein, bis wir in Tharon ankommen“, fuhr er fort. Beide jungen Männer bestiegen ihre Pferde wieder und ritten diesmal gemächlich den Weg, den sie hergekommen waren, zurück. Die Sonne senkte sich bereits deutlich dem Horizont entgegen und ihre orange-roten Strahlen färbten die hellen Felsen des Karstgesteins im Südosten in goldene Töne ein.