Was verbirgt die Zwölf?

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Talisa
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Was verbirgt die Zwölf?

Beitrag von Talisa »

Michael Kimball „Mund zu Mund“erschienen im Diana Verlag, 2000, ISBN 3-8284-0036-1, 495 Seiten, gekauft für EUR 2,00, beim Freundeskreis der Bücherfreunde



Inhaltsangabe
Es könnte ein idyllischer Sommer sein, wenn nicht die Tragödie in Ellen und Scout`s Leben passieren würde. Alles beginnt ironischer mit einer Hochzeit. Ellen`s Tochter Maureen Chambers, gerade erst siebzehn Jahre alt und hochschwanger, heiratet ihren gewalttätigen 27jährigen Freund Randy. Ein ständiger Verlierer, der für einen lokalen Kredithai gewisse Aufgaben erledigt. Ellen verachtet ihren Schwiegersohn und ahnt das ihrer Tochter eine schwierige Zukunft bevorsteht.

Wie schön, wäre es gewesen, wenn sie erst mal ihren Abschluss gemacht hätte, und ein wenig auf der Schaffarm arbeiten würde. Denn neben ihrem Beruf als Lehrerin, arbeitet Ellen auf ihrer Schaffarm. In Gedanken lässt sie ihre Blicke ihre über die Hochzeitfeier schweifen, da fällt ihr ein attraktiver Unbekannter auf. Wer, das wohl ein mag?

Der Fremde begrüßt Ellen, dabei stellt sich heraus das er Scott`s Neffe ist. Damals vor zwölf Jahren brachte sich sein Vater um, die näheren Umstände wurden nie geklärt. Darauf hin verließen Neal und seine Mutter die Stadt Destine. Was will Neal nun hier?

Leseprobe:
„Während Scott und Neal an der Scheune arbeiteten, legte Ellen Wäsche zusammen, schrieb Zeugnisse fertig und ging dann nach oben ins Nähzimmer. Sie hatte zwei Webstühle und ein Spinnrad: den kleineren Webstuhl für ihre Auftragsarbeiten, den größeren, den ihr Scott vor zehn Jahren gekauft hatte, für ihr ganz persönliches Kunstwerk.“

Schnell begreift der Leser, das Neal Rache üben will, weil die Gründe sind der Selbstmord seines Vaters, der einmalige Ehebruch seiner Mutter und Scott. Zwölf Jahre Schweigen darüber, ganz langsam formt Neal seinen erbarmungslosen Schatten,der sich über die Familie ausbreitetet.

Mit seinem Charisma beeinflusst er alle, besonders zu Ellen baut er ein enges Verhältnis auf, und lässt sie in Schuldgefühle fallen. Nach der Hochzeit bleibt er auf der Farm um die Scheune in zwölf Tagen wiederaufzubauen. Keiner ahnt das die alles Berechnung ist, denn die zwölf hat für Neal eine wichtige Bedeutung. Gleichzeitig hilft Neal indirekt, das Ellen ihren Schwiegersohn bei einem Unfall verliert. War es wirklich einer?

Nur langsam dämmert es Ellen, wie gefährlich Neal ist, und warum er gekommen ist. Wird er seinen Plan umsetzen können?

Leseprobe:
„Neal lächelte. Dann richtete er seelenruhig die 38er nach unten und schoss. Nur wenige Zentimeter vor Scotts Füßen spritzten Felssplitter und Schnee auf.“





Meine Meinung
„Mund zu Mund“ ist ein intelligenter Thriller, der mit jeden Kapitel mehr, die Spannung steigern lässt.
Kimball fesselt den Leser nicht direkt am Anfang, ganz harmlos schildert er die Hochzeit, bis der Unbekannte auftaucht. Dann baut er Spannungen und Atmosphären auf, schildert die einzelnen Charaktere, um daraus einen langwierigen Prozesse zu gestalten, der in einer Katastrophe endet.

Gerade die kurzweiligen Schilderungen, die sorgfältig dargestellten Figuren, sind das Herzstück der Geschichte. Stück für Stück erlebt der Leser, wie eine Familie, an einer alten Familientragödie zerbricht, an den Geheimnissen und den Schuldzuweisungen. Immer weiter wird der Leser hineingezogen, um zu erkennen, das vor allem Neal, nicht der wirklich nette Bursche ist. Ellens berufliches und persönliches Leben wird im Lauf der Handlung zerstört, ihre Tochter entfernt sich immer weiter von ihr, das alles fängt Kimball mit Sympathie und Genauigkeit ein. Gerade dieser zerstörerische Prozess hat mich gefesselt, weil die Abschnitte kurzatmig gehalten werden.

Michael Kimball spielt mit dem Leser, baut Wendungen ein, bis zum endgültigen Finale. Hervorragend verbindet er die Mechanismen der einzelnen Szenen, blendet uns mit der Schönheit, stürzt uns hinein in eine subtile Spannung, die ängstigen soll. Ein Geschichte, die weiß, wie der Leser eingefangen wird.

Sprachlich hebt es sich durch eine klare Sprache hervor, die sich bewusst auf die Figuren bezieht. Obwohl ich am Anfang die Szenenbeschreibungen, des Autors zu schnell fand, machen sie Sinn. Denn dadurch lebt das Buch und ich konnte es nicht so einfach weglegen.

Darum empfehle ich, weil es einfach spannend und klug geschrieben wurde.



Der Autor
Michael Kimball wurde 1952 und lebt in der Hafenstadt York Harbor an der Küste von Maine, in der er auch aufgewachsen ist. 1985 veröffentlichte er seinen ersten Roman, durch den auch Hollywood auf ihn aufmerksam wurde. „Atemlose stille“, sein zweiter Roman, 1998 wurde in England ein Bestseller und in Deutschland ein großer Erfolg.


Erschien auch für ciao (Finetta) und typeer (Lesari)
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