Seuchen-Thriller "Killervirus" von Rip Gerber

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GabeD
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Registriert: Di 4. Jan 2011, 04:43

Seuchen-Thriller "Killervirus" von Rip Gerber

Beitrag von GabeD »

Ring around the rosies...

Rip Gerber bedient sich in “Killervirus” der dunkleren, mythischeren Version des deutschen Kinderreims “Ringel, Ringel, Reihe”, um einen der vielen interessanten Punkte dieses Thrillers zu beleuchten: den Ausbruch von Seuchen, die über die Jahrhunderte immer wieder über die Menschheit hereinbrechen und sie stark dezimieren.

Auch im Heute der Handlung von “Killervirus,” die im Jahr 2011 spielt, ist die Menschheit wieder von einem im “höchsten Grade letalen und ansteckenden Virus” bedroht. Der Pharmakologe Dr. Ben Maxwell, der für die amerikanische Gesundheitsbehörde arbeitet, wird unfreiwillig dazu auserwählt, den Ursprung solcher Epidemien nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive zu untersuchen. Die Entdeckungen, die er macht, sind spannend, teilweise überraschend, aber vor allem, und leider nach wie vor aus aktuellen Gründen, nachvollziehbar. Wie immer geht es um die Vielseitigkeit der menschlichen Natur, in der nicht nur Gutes wohnt. Gerber zeigt geschickt, dass das “Böse” ja so oft fanatisch überzeugt ist, “Gutes” zu tun.

Die Hauptfigur Maxwell lernt, dass die Bedrohung, der er und Millionen von Menschen am 4. Juli 2011 ausgesetzt sind, Ausmaße der justinianischen Pest hat,
die im 6. Jahrhundert in Konstantinopel ausbrach und zum Niedergang des oströmischen Reiches beigetragen hat, indem sie das Leben von fünfundzwanzig Millionen Menschen gefordert hat. Oder des Schwarzen Todes, der im Mittelalter fünfundzwanzig Millionen, und der Spanischen Grippe, die “am Ende des Ersten Weltkriegs sogar über vierzig Millionen” Menschen ausgerottet hat - alles Fakten, die Gerber mit vielen interessanten, gut recherchierten Punkten unterlegt.

Maxwell, der sprichwörtlich im Herzen des Geschehens steht, da er nicht nur Mittelpunkt der Handlung ist, sondern als übergewichtiger, rauchender Workaholic am eigenen Herzen betroffen ist, kommt in diesem für mich unheimlich gut geschriebenen Moment auf den mittelalterlichen Kinderreim zur Zeit der Pestepidemien zurück, der im Englischen heißt:

“Ring around the rosies,
a pocket full of posies,
ashes, ashes, we all fall down...”

Maxwell sinniert, dass die “rosies” die Perlen des Rosenkranzes darstellten, und die “‘posies’ Blumen waren, die die Erkrankten bei sich trugen, um mit ihrem Duft den ekelerregenden Gestank” ihrer Körper zu verstecken.

Ratten, die großen Seuchenüberträger, christliche Fanatiker und apokalyptische Sekten sind eins der Hauptmotive und -themen dieses Thrillers. Angesichts der aktuellen Bedrohung innerhalb der Geschichte geht es um die vielleicht berechtigte und wie ich finde hochinteressante Frage, was die großen Seuchen der Geschichte tatsächlich ausgelöst hat: sind sie rein zufällig entstanden? Oder hatte jemand die Hand im Spiel? Und wenn dies der Fall war, war es Gottes- oder Menschenhand?

Diese düsteren, mythischen Weltuntergangsszenarien stehen hochaktuellen wissenschaftlichen, technischen, und politischen Themen und ausgeklügelten Details gegenüber, die für mich das Erfolgsrezept dieser Story sind.

Dr. Maxwell ist smart und befindet sich unter Leuten und in Bereichen, die auf dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik sind. So dreht sich diese gigantische potentielle Tragödie um ein klitzekleines Stück genmanipulierte Schweinehaut, das die Firma Biometrix unter dem Namen CardioPatch auf den Markt bringen will, ein Pflaster, das durch einen einfachen Eingriff ein Loch in der Aorta flicken kann. Maxwell, der die Zulassung in den nächsten Tagen abzeichnen soll, wird immer wieder davon abgehalten, bis er schließlich die Qualität des Herzpflasters aus nächster Nähe beurteilen kann.

Rip Gerber adressiert in seinem Thriller die Frage: “Wie mochte eine justinianische Pest des 21. Jahrhunderts aussehen?”

Im Zeitalter von Biowaffen, die in den Labors unserer Militärs entwickelt werden, eine nicht nur brisante, sondern hochaktuelle Frage.

Zitat aus “Killervirus”: “Nur wer ein Virus kennt, kann auch einen Impfstoff dagegen entwickeln...Ein Erreger wie der der Spanischen Grippe kann in den falschen Händen eine fürchterliche Biowaffe sein, die sämtliche Atombomben dieser Welt in den Schatten stellt. Wussten Sie, dass im ersten Weltkrieg mehr amerikanische Soldaten durch das Virus gestorben sind als durch die Waffen des Feindes?”

Aber wer ist in so einem Szenario eigentlich der Feind der Menschheit? Sind es die Politiker, sind es die, die einer Eliteklasse angehören und sich gewisse undokumentierte medizinische Eingriffe leisten können, oder sind es die Wissenschaftler?
Schmoekertante
Beiträge: 4
Registriert: Do 16. Aug 2007, 23:36

Re: Seuchen-Thriller "Killervirus" von Rip Gerber

Beitrag von Schmoekertante »

Yup, fand ich auch unheimlich spannend!
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