Volker Klüpfel, Michael Kobr: Morgen, Klufti, wird's was geben. Eine Weihnachtsgeschichte

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Vandam
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Volker Klüpfel, Michael Kobr: Morgen, Klufti, wird's was geben. Eine Weihnachtsgeschichte

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Volker Klüpfel, Michael Kobr: Morgen, Klufti, wird's was geben. Eine Weihnachtsgeschichte, Berlin 2021, Ullstein Buchverlag, ISBN 978-3-550-05039-8, Hardcover, 140 Seiten, Format: 13,3 x 1,7 x 17,3 cm, Buch: EUR 14,00 (D), EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99, auch als Hörbuch und Audio-CD lieferbar.

Ganz neu ist das Buch nicht. Es ist schon 2021 erschienen. Mir ist es mitten im Jahr vor die Füße gelaufen und ich dachte, ich stelle es jetzt mal vor. Vielleicht gibt’s Kluftinger-Freunde, die es noch nicht kennen und Verwendung dafür haben.

Das Buch ist ein echter „Insider-Job“. Für Menschen, die noch nie von der Krimireihe (Bücher und Filme) rund um den schrulligen Kult-Kommissar Kluftinger aus dem Allgäu gehört haben ist es nix.

Kein Krimi! Ein Weihnachts-Special

Der vorliegende Band ist kein Krimi, sondern ein privates weihnachtliches Klufti-Special, aufgeteilt in „24 Katastrophen“. Man könnte es als „un-besinnlichen“, streckenweise saukomischen Adventskalender nutzen: Jeden Dezembertag eine Katastrophe (vor)lesen, bis zum Heiligabend.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Kluftinger, der zwar ein scharfsinniger Ermittler ist, in praktischen und zwischenmenschlichen Angelegenheiten aber ungeschickt, hält sich bei den häuslichen Weihnachtsvorbereitungen stets vornehm zurück. Entsprechend schimmerlos ist er. Das wird sich rächen!

Die erste Katastrophe ist, dass Erika, Kluftingers Frau, über die Feiertage den japanischen Gegenschwieger Yoshifumi „Joschi“ Sazuka eingeladen hat. Der ist derzeit geschäftlich in München, und Erika fand, das gehöre sich so. Joschi lässt sich die Gelegenheit, einmal ein echtes Allgäuer Weihnachtsfest mitzuerleben, nicht entgehen und sagt freudig zu. Und Kluftinger grummelt. Verwandtenbesuch, igitt.

Klufti allein zuhaus‘

Dann stürzt Erika beim Anbringen der Christbaumspitze von der Leiter und Hausarzt Langhammer, den der Kluftinger ums Verrecken nicht leiden kann, auch wenn ihre Ehefrauen befreundet sind, weist sie ins Krankenhaus ein. Jetzt steht der tollpatschige Kommissar mit einer meterlangen To-do-Liste und dem angekündigten Besuch alleine da. Aufräumen, putzen, dekorieren, einkaufen kochen, Jessas! Damit ist er komplett überfordert. Und den Glühwein, der im Keller lagert, darf er auf gar keinen Fall anrühren. Der wurde eigens aus der französischen Partnerstadt importiert und ist für den Weihnachtsmarktstand des Frauenvereins bestimmt.

Kluftinger gibt sich ja Mühe, aber schon die Installation der Lichterketten geht grandios schief. Befreundete Elektriker rücken an und verwandeln das Haus in eine Großbaustelle. Der teure Glühwein ist plötzlich weg und Klufti sorgt auf äußerst kreative Weise für Ersatz. Das allein ist schon der Brüller. Und dann springen er und sein Gegenschwieger auch noch auf dem Weihnachtsmarkt beim Verkauf ein.

Kulturclash und andere Probleme

Was zu mancher Katastrophe beiträgt, ist die Tatsache, dass zwar Joschi perfekt Englisch spricht, aber der Kluftinger halt nicht. Und so hat der arme Gast die meiste Zeit keine Ahnung, was überhaupt läuft. Wie zum Beispiel beim „Klausentreiben“. Dieses regionale Brauchtum hätte man ihm vielleicht vorher erklären sollen. Oder bei der Sache mit der Krippe! :-D Aber auf dem Weihnachtsmarkt erweist er sich als ausgesprochenes Verkaufstalent.

Am 24. Dezember, rechtzeitig vor Heiligabend, soll Erika aus der Klinik entlassen werden. Einerseits ist Kluftinger erleichtert, andererseits sieht’s daheim aus wie Sau, die Weihnachtsdeko ist hinüber, weitere Familienmitglieder werden erwartet … aber was gibt‘s überhaupt zu essen?

Oh-oh! Wie wird Erika wohl reagieren? Ist Weihnachten noch zu retten? Und die Ehe? Und der Kluftinger selbst?

Hochgradig albern und amüsant

Die Story ist natürlich hanebüchen und hochgradig albern. Wenn Kluftinger seinen scharfen Verstand nicht an einem kniffligen Kriminalfall beweisen kann, bleibt ein unpraktisch veranlagter Hanswurst übrig. Ein bisschen fremdschämen muss man sich schon, wenn er sich so anstellt! Aber der deutsch-japanische Kulturclash und der Dauerzoff mit Dr. Langhammer (der für mich beim Lesen immer klingt wie Prof. Karl-Friedrich Boerne aus dem Münsteraner TATORT) ist schon sehr amüsant. Und der pfiffige Gegenschwieger ist klasse! Ich wette, Joschi lernt schneller Deutsch/Allgäuerisch als der Klufti Englisch! „Eierlikör“ kennt er schon. Und a „Huraglump“ auch. :-D

Das ist natürlich keine hochgeistige Lektüre – das erwartet vermutlich auch niemand -, sondern heiterer Bl*dsinn mit saisonalem Bezug. Die Krimis sind mir zwar lieber, aber lustig war’s schon.

Die Autoren

Altusried hat einen prominenten Sohn: Kommissar Kluftinger. Volker Klüpfel, Jahrgang 1971, kommt wenigstens aus dem gleichen Ort. In Bamberg studierte er Politikwissenschaft und Geschichte. Danach arbeitete er bei einer Zeitung in den USA und stellte beim Bayerischen Rundfunk fest, dass ihm doch eher das Schreiben liegt. Seine letzte Station vor dem Dasein als Schriftsteller war die Feuilletonredaktion der Augsburger Allgemeinen. Die knappe Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie, mit der er im Allgäu lebt.

Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten im Allgäu, studierte in Erlangen ziemlich viele Fächer, aber nur zwei bis zum Schluss: Germanistik und Romanistik. Nach dem Staatsexamen arbeitete er als Realschullehrer. Momentan aber hat er schweren Herzens dem Klassenzimmer den Rücken gekehrt – die Schüler werden’s ihm danken –, um sich dem Schreiben, den ausgedehnten Lesetouren und natürlich seiner Familie widmen zu können. Kobr wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Unterallgäu.
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