Elke Schleich: Sylter Rosen. Ein Inselroman

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Vandam
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Elke Schleich: Sylter Rosen. Ein Inselroman

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Elke Schleich: Sylter Rosen. Ein Inselroman, München 2021, Piper Verlag, ISBN 978-3-492-50485-0, Softcover, 344 Seiten, Format: 12 x 2,75 x 18,7 cm, Buch: EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A), Kindle: EUR 4,99.

„Sich was trauen hat oft auch was mit Vertrauen zu tun. […] Übrigens … das […] gilt nicht nur für Beziehungen zwischen Mensch und Tier.“ (Seite 320)

Die kaufmännische Angestellte Lisa Redlich, Anfang 30, kann inzwischen vom Schreiben ihrer Liebesromane leben. Privat hat sie allerdings weniger Glück als beruflich. Bis jetzt hat sich jeder ihrer Lebenspartner als Blind- oder Fremdgänger erwiesen. Das Verhältnis zu ihrer übergriffigen Helikoptermutter ist gleichfalls angespannt. Auch wenn deren Verhalten aufgrund ihrer Vorgeschichte nachvollziehbar ist: Es nervt!

Lisas Vertraute ist ihre Freundin Marlene, die allerdings derzeit den Jakobsweg erwandert und ihr Handy nicht dabei hat. So erfährt sie nicht, dass Lisa mit ihrem neuen Freund, dem smarten Immobilienmakler Markus Held, derzeit einen traumhaften Liebesurlaub auf Sylt verlebt.

Der Traumurlaub wird zum Albtraum

Doch der Traum wird unversehens zum Albtraum, als Markus eines Morgens spurlos verschwindet. Ist er auf seiner täglichen Joggingstrecke verunglückt? Ist er einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Irgendwas Dramatisches muss passiert sein, denn sonst wäre er ja hier!

Der hilfsbereite Hotel-Rezeptionist Henning Harmsen telefoniert für Lisa alle infrage kommenden Krankenhäuser ab – ohne Ergebnis. Und dann muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass nicht nur Markus‘ Auto und sein Gepäck verschwunden sind, sondern auch noch ihre gesamten Ersparnisse! Der Mistkerl hat ihr Konto leergeräumt und ist untergetaucht! Alles, was er ihr erzählt hat, war gelogen. Nicht einmal sein Name stimmt!

Na, super! Lisa hat doch schon ihre Wohnung gekündigt, weil sie mit Markus zusammenziehen wollte. Mann weg, Wohnung weg, Geld weg – und in dieser Situation soll sie auch noch einen Roman schreiben! Ihre Lektorin ruft alle naselang an und will wissen, wie weit Lisa damit ist. Sie hat noch nicht einmal ein Thema.

Rezeptionist Henning und sein Lebensgefährte, der Polizeibeamte Carsten, können Lisa mit Ach und Krach dazu überreden, Anzeige gegen ihren betrügerischen Lover zu erstatten. Klar, sowas ist peinlich!

Obdachlos und pleite

Und was wird jetzt aus Lisa? Sie ist pleite und obdachlos. Die Wohnung, die sie mit Markus beziehen wollte, ist keine Option. Da kann sie nicht hin. Zurück zu Mutti in ihr altes Kinderzimmer und sich dauernd ‚hab ich dir doch gleich gesagt!‘ anhören müssen? Nein, ganz sicher nicht!

Warum also nicht auf Sylt bleiben? Die „Pension Pferdeglück“ sucht gerade eine Mitarbeiterin für Service, Büro und Stallarbeit. Passt! Lisa hat in allen drei Bereichen Erfahrung. Zeit fürs Schreiben bliebe nach der Arbeit bestimmt auch noch. Henning hat ihr ein Inselthema vorgeschlagen und ihr Verlag ist begeistert.

Lisa bekommt den Job. Na, geht doch! Nur ihre Mutter darf nie erfahren, dass sie etwas mit Pferden zu tun hat. Lisa hat ihr vor Jahren versprechen müssen, nie wieder zu reiten. Mutti würde Zustände kriegen, wenn sie ihre Tochter auch nur in der Nähe eines Pferdes wüsste! Warum das so ist, erfahren wir erst später.

Anstrengend ist der neue Job ja schon, aber er macht auch Spaß. Das Chef-Ehepaar ist sympathisch und unkompliziert, nur Wiebke, die erwachsene Tochter des Hauses, erweist sich als zickig. Aber die arbeitet zum Glück nicht auf dem Hof.

Die Tochter des Hauses ist eifersüchtig

Wiebke hat ein Auge auf den wortkarten Reitlehrer Kristian „Krischan“ Andresen geworfen und wittert in Lisa eine Rivalin. Doch die hat von Männern erst einmal die Nase voll. Vor allem von solchen, die mit einer Urlauberin nach der anderen anbandeln. Krischan mag ja ganz nett sein und einen herrlich trockenen Humor haben. Dass er in seiner Freizeit in einer Band spielt und romantische Lieder zur Gitarre singen kann, ist auch ganz toll, aber Lisa hat kein Interesse an ihm. Also, wirklich nicht! Echt jetzt!

Ja, ja, schon klar! Die beiden arbeiten zusammen, überstehen gemeinsam so manche Krise und wohnen Tür an Tür. Natürlich kommen sie einander näher! Das schmeckt der Tochter des Hauses überhaupt nicht. Und Lisa ist ganz und gar verwirrt. Sie will keine neue Beziehung, sie will nicht noch einen unzuverlässigen Kerl in ihrem Leben und sie will keinen Ärger mit der Familie ihrer Arbeitgeber. Sie braucht diesen Job!

Wie kommt sie aus dieser verfahrenen Situation nur wieder raus? Können Krischan und sie einfach so tun, als sei nie was gewesen? Und ist es das, was Lisa wirklich möchte?

Lisa muss eine Entscheidung treffen

Wie soll sie die richtige Entscheidung treffen, wenn ihr ständig alle Welt reinquatscht? Als Leserin wünscht man sich, Lisa würde es nicht ständig den anderen recht machen wollen, sondern endlich mal sagen: „Leute, haltet die Klappe und euch aus meinen Angelegenheiten raus! Ich bin erwachsen. Ich will und mach‘ das jetzt so und so und so. Basta!“ Aber das wird Sie wohl erst lernen müssen …

Mir hat die Geschichte gefallen. Klar, es kamen ja Tiere drin vor und Leute aus dem Verlagswesen. 😊 Genau meine Themen. Sicher, es ist ein Liebesroman und als solcher insofern vorhersehbar, als dass man genau weiß, „dass sie sich am Schluss kriegen“. Aber deswegen liest man diese Romane ja, oder?

Ich mochte das Romanpersonal, bis auf wenige Ausnahmen. Und für mich lag die Spannung in der Frage, welche Steine dem designierten Liebespaar noch in den Weg gelegt werden, bis es endlich zum ersehnten Happy End kommt. Beziehungsweise, welche Steine sie sich aufgrund früherer Erfahrungen selbst in den Weg legen. Denn natürlich sind sie von ihrer Vergangenheit geprägt.

Perfekte Lektüre für den Sylt-Urlaub. Oder anstatt.

Wer die Insel kennt, hat sicher noch mehr Spaß an dem Buch als Ortsunkundige, weil er/sie die beschriebenen Schauplätze bildhaft vor sich sieht. Der Roman wäre eine passende Lektüre für Sylt-Urlauberinnen. Die Geschichte funktioniert aber auch gänzlich ohne Inselbezug.

Gern hätte ich noch erlebt, wie diverse Leute auf Lisas Entschluss reagiert haben, aber das würde wohl den Rahmen eines Liebesromans sprengen. Um Kurt Tucholsky zu zitieren: „Es wird nach einem happy end im Film jewöhnlich abjeblendt“, und der Rest bleibt unserer Fantasie überlassen. Ich denke in solchen Fällen oft, na ja, vielleicht tauchen die Helden aus diesem Roman mal als Nebenfiguren in einem anderen Buch des Autors/der Autorin auf und wir erfahren doch noch, wie es für sie weitergegangen ist.

Die Autorin

Elke Schleich wurde in Gelsenkirchen geboren, absolvierte eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau, arbeitete als Sachbearbeiterin und später an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Pferde und das geschriebene Wort – beides faszinierte sie schon als Kind, weshalb sie bereits im Grundschulalter Schulhefte mit selbst erdachten Tiergeschichten füllte. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann und Hündin Pucci am grünen Rand des Ruhrgebiets, in Westerholt, in der Nähe eines Reiterhofs, den sie nach langer aktiver Zeit im Sattel immer noch gern besucht. Mehr Infos unter www.elke-schleich.de
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