Noa C. Walker: Das Schimmern der Träume

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ann-marie
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Registriert: Mi 26. Feb 2020, 06:28

Noa C. Walker: Das Schimmern der Träume

Beitrag von ann-marie »

Amerikanischer Bürgerkrieg: Südstaatenleben adé?

"Das Schimmern der Träume" – der bereits dritte Roman einer mehrbändigen Familiensage, die Einblicke vor und nun auch während des amerikanischen Bürgerkriegs ermöglicht. Und dies auf eine sehr überzeugende und realistische Weise, wobei auch die damalige oft sehr unmenschliche und menschenverachtende Beziehung zwischen den reichen Plantagenbesitzern der Südstaaten den dort lebenden und für sie arbeitenden Sklaven auf erschreckende Weise mit unterschiedlichen Ereignissen Berücksichtigung findet. Aber auch die Unmenschlichkeit des Krieges als solcher, Fehlentscheidungen von militärischen Führungen, mangelhafte Ausstattung der Soldaten und noch vieles mehr werden aufgegriffen und Thematisiert.
Auch in diesem Band um die Südstaatenplantage Birch Island mit Annie, der Lehrerin aus den Nordstaaten und ihrem inzwischen (nur heimlich) Verlobten David, Sohn des Plantagenbesitzers Richard Williams findet man sich mitten in den Wirren des Unabhängigkeitskrieges wieder. Nicht genug mit der kriegsbedingten Abwesenheit von Richard und Davids übernimmt Annie auf Bitte von Richards die Verantwortung für den Betrieb der Plantage. Dies allerdings ein Auftrag, den sie nur widerwillig übernimmt, ist sie sich doch der Brisanz dieser Aufgabe auf Grund ihrer Stellung als angestellte Lehrerin bewusst und es fällt ihr zunehmend schwer, dieses Geheimnis zu wahren.
Werden mit Hilfe von Annie die zunehmenden Probleme und Schwierigkeiten der Plantagenbesitzer der Südstaaten sehr aufwühlend, packend, ergreifend, berührend dargestellt, so offenbart sich mit Hilfe von David, als Arzt in der Armee der Südstaaten tätig, das damalige Elend in der Armee mit teils dramatischen persönlichen Schicksalen.
Neben diesen beiden Schauplätzen wird ein bereits in der damaligen Zeit vorhandenes aber von der Gesellschaft ignoriertes Thema, Misshandlungen von Frauen und Kinder durch Ehemänner bzw. Väter, sehr treffend und überzeugend mit einbezogen. Betreiben doch Marcus Tanner, ein Cousin Annies, mit seiner aus der Nachbarschaft von Birch Island stammenden Ehefrau Susanna Belle in der Großstadt Washington ein heimliches Netzwerk zur Aufnahme solcher Frauen und Kinder. Eine nicht ungefährliche Tätigkeit, wenn man die Suche nach den Vermissten durch die Familienangehörigen, insbesondere die gewalttätigen und gewalttätigen Ehemänner denkt.
Und ein weiterer, auf den ersten Blick möglicherweise beschaulicher Handlungsort: eine kleine Farm in Kansas, die von Annies jüngerer Schwester Sophie und deren Ehemann Philipp betrieben wird. Doch dass neben der kräftezehrenden Tagesarbeit, zunächst harmlose Ereignisse schicksalhafte Folgen haben können, wird ergreifend an dieser Familie dargestellt.
Eine nicht nur durch die verschiedenen Handlungsorte spannende, abwechslungsreiche und oftmals auch berührende Geschichte. Jeder Handlungsort ist mit ganz eigenständigen und unterschiedlichen Problemen und Personen, die aber alle in einem familiären oder freundschaftlichen Verhältnis miteinander verbunden sind, verknüpft. Der Wechsel zwischen diesen unterschiedlichen Bereichen innerhalb des Romans gestaltet sich sehr leicht und problemlos.
Das Personenregister zu Beginn des Romans rundet den hervorragenden Gesamteindruck ab, da diese neben dem Namen auch die verwandtschaftliche oder sonstige Beziehung der einzelnen Charaktere beinhaltet. Neben bereits bekannten Charaktere aus den vorhergehenden Bänden sind einige neue hinzugekommen. Und es ist gerade zu Beginn spannend, auf welche Weise man die noch unbekannten Charaktere kennenlernt.
Eine gelungene und hervorragende weitere Fortsetzung – und die erwartungsvolle Spannung auf den möglicherweise letzten Band steigt.
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