Ausgeträllert - Minck & Minck

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Kesseziege
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Ausgeträllert - Minck & Minck

Beitrag von Kesseziege »

Klappentext:
Ganz Bochum freut sich auf den Mittelaltermarkt? Nein eine freut sich nicht: Maggie Abendroth. Die hat einen Job in einer Ochsenbraterei und wird in ihrem Mittelalterkostüm aussehen wie eine Schildkröte mit Kopfschmerzen.
Schon am ersten Tag stellt sich heraus, dass der Ochse auf dem Grill gar keiner ist, dass Ritter nicht immer ritterlich und Zwerge nicht an allen Körperstellen klein sind.
Auch Maggies nächstes Cateringprojekt, die Aftershowparty der Bochumer Nachtigall Dolores La Rose endet im Fiasko. So schlecht hat sie doch gar nicht gesungen, denkt Maggie da wird es wohl ein anderes Motiv für ihre durchgeschnittene Kehle geben müssen.
Bis sie die fünf wichtigen "W" (Wo, Wann, Wie, Wer und Warum) durchschaut hat, wird sie immer wieder durch die aufdringliche Präsenz ihres Ex von klaren Gedanken abgehalten. Lange genug, um in eine tödliche Falle zu tappen.

Meine Meinung:
Achtung, da es sich bei „Ausgeträllert“ um den vierten Fall mit Maggie Abendroth handelt, ist die Gefahr des Spoilerns gegeben. Wer also unbeeinflusst die vorherigen Teile lesen möchte, sollte sich mit dieser Rezension nicht weiter befassen.
Ein Krimi, ganz nach meinem Geschmack! Wie bereits oben angesprochen, handelt es sich bei „Ausgeträllert“ um den vierten Teil, des Ruhrpottkrimis mit Maggie Abendroth.
Zur Handlung selbst möchte ich nicht noch weiter eingehen, da der Klappentext schon alles wichtig verrät.
Die Autorin Edda Minck, die unter dem Pseudonym „Minck & Minck“ schreibt, hat mich mit diesem Krimi vollkommen überzeugt. Zwar ging es hier bereits um den vierten Teil, doch das macht nichts, da immer wieder mal kleine Rückblicke auf die vorherigen Teile gegeben sind. So steigt der Leser sehr leicht und schnell in die Handlung ein, ohne das Gefühl zu haben, das etwas an der Geschichte fehlt.
Ich muss sagen, fast alle Figuren waren mir durch die Bank weg, sympathisch. Als Einstiegshilfe für die Personen, dient am Anfang ein „Ensemble“, das mit kurzen Sätzen die Charaktere beschreibt. Dies half mir sehr beim Lesen und ich fand recht schnell in den Kreis der Leute hinein.
Die Handlung selbst spielt in Bochum.
In diesem Krimi spielen mehrere Personen eine Rolle und mir wuchsen erstaunlicherweise, sehr schnell einige Menschen aus diesem Krimi ans Herz.
Sehr sympathisch ist mir die Protagonistin Maggie Abendroth, die mal ganz anders ist. Sie steckt im Grunde genommen nicht wie einige andere Protagonisten aus anderen Krimireihen, ihre Nase in alles. Im Gegenteil, sie wünscht sich eher mal etwas Ruhe, doch dauernd fallen Ihre Leichen vor die Füße.
Mag sein, dass dieser Zufall für einige Leser etwas weit hergeholt ist, doch für mich war genau diese lockere Haltung des Krimis, ausschlaggebend.
Dann wäre das noch der Koch Raoul, der mit seinem herrlich spanischem Akzent und Temperament, mir viele Lachtränen beim Lesen beschert hat.
Womit wir schon beim Schreibstil sind. Natürlich findet der Leser hier den Bochumer Dialekt, neben Hochdeutsch aber in angenehmen Portionen serviert. Auch der spanische Akzent von Raoul macht nicht halt und so wird das ganz zu einem sehr abwechslungsreichen Lesespaß, den ich trotz der Dialekte nicht als anstrengend empfand.
Edda Minck, schreibt ihren Roman in einer Art und Weise, dass er fast lebendig erscheint. Noch nach dem lesen, war ich längere Zeit mit diesem Krimi beschäftigt und habe ihn auch im Nachhinein noch genossen.
Die Personen sind so detailliert und liebevoll geschrieben, dass es unheimlich leicht fällt, sie sich bildlich vorzustellen.
Anfangs verläuft der Krimi recht unblutig und der Leser erfährt erst einmal eine ganze Menge aus Maggies Leben. Dann jedoch serviert Edda Minck die erste Leiche und der Krimi nimmt seinen eigenwilligen Verlauf auf lustige und teils sarkastische Art und Weise.
Der Spannungsbogen entfaltet sich ab etwa Mitte des Buches und zieht so seinen Faden bis zum Schluss.
Das Cover allein deutet schon auf Ironie und Sarkasmus. Man sieht ein Ritterzelt mit der Aufschrift“ Hier grillt der Chef“ auf grauem Hintergrund.
Mit 332 Seiten hat der Krimi eigentlich genau die richtige Länge und doch hätte ich am liebsten noch mehr gelesen.

Fazit:
Der vierte Ruhrpottkrimi mit Maggie Abendroth, hat es ­geschafft mich vollkommen zu überzeugen. Man braucht die vorherigen Teile nicht lesen, um in die Handlung einzusteigen. Ich werde es aber allein dank des Schreibstils nachholen.
Geschrieben mit viel Herz und Humor, entführt er den Leser auf seine Art und Weise.
Ein Krimi, der lebendig wirkt mit all seinen Personen, die den Handlungsverlauf bestimmen. Ich habe nach dem Lesen noch in der Küche gestanden und über den Koch nachgedacht, mit einem verschmitzten Lächeln:
„Schade dasse Krimi isse fertig“!
Ein Krimi, der einen fast zum Vegetarier werden lässt und doch Lust aufs Kochen bringt.
Ich habe für mich persönlich eine neue Krimireihe entdeckt, bei der ich beim vierten Fall, traurig die letzte Seite des Buches las und hoffe, die anderen Teile, ganz schnell noch lesen zu können.
Edda Minck, wurde 1958 geboren und lebt im Ruhrgebiet. Unter dem Pseudonym „Minck & Minck“ wurden bereits 3 Ruhrpottkrimis veröffentlicht: „Totgepflegt“ , „Abgemurkst“ und „Umgenietet“ im Droste Verlag. Unter dem Pseudonym W.W.Domsky, erschien 2009 „Ehre wem Ehre…“ im Leda Verlag. „Ausgeträllert“ ist der vierte Fall mit Maggie Abendroth und erschienen im KBV Verlag.
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