Thomas Baumann: Daheimbleiben kann jeder - das etwas andere

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Cabriofahrerin
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Registriert: Do 25. Jun 2009, 14:01

Thomas Baumann: Daheimbleiben kann jeder - das etwas andere

Beitrag von Cabriofahrerin »

Reiseweltmeister - und wo bleibt der Pokal?

Wenn man sich zunächst das Inhaltsverzeichnis des Buches "Daheimbleiben kann jeder" von Thomas Baumann durchliest, wird man wegen des gigantischen Ausmaßes (sieben Seiten Überschriften mit je einem Kurzkommentar) erschlagen. Hinzu kommt, dass die Formulierungen einen falschen Eindruck vom Inhalt des Buches nahelegen: Man glaubt, man habe das ultimativ-lockere Urlaubsunterhaltungsbuch in Händen, in dem ein "Brüller" dem andern folgt. Das trifft aber nicht den Kern. Der Autor hat vielmehr umfassend über das Thema Reisen - im allerweitesten Sinne - recherchiert und die unterschiedlichsten Texte dazu verfasst bzw. kompiliert, was er anderswo fand.
Nicht nur im Urlaub sind wir Deutschen Weltmeister, sondern auch im Meckern: "Gott schütze uns vor Sturm und Wind und Deutschen, die im Urlaub sind" (S. 174). Das Loben fällt uns in allen Bereichen schwer. Dennoch möchte ich in meiner Rezension den Schwerpunkt auf meine positiven Impressionen von diesem Buch legen und die amüsanten, kurzweiligen, phantasievollen, zutreffenden (bisweilen auch absurden und unverständlichen) Beobachtungen loben.
Mal sind es Beschreibungen eigener Reiseerlebnisse des Autors. Mal sind es Berichte über Kreuzfahrtschiffe, über Auktionen von Fundsachen, über Zwangsneurosen, über die Arbeit deutscher Botschaften im Ausland und ganz, ganz viel mehr.
Manche Kapitel sind ausgesprochen unterhaltsam, vor allem, wenn man sich irgendwie im Text selbst wiederfindet. Im Kapitel "Paranoia vor der Abfahrt" zum Beispiel ist für jeden etwas dabei, denn wer ist nicht schon mal wieder nach Hause zurückgefahren, um sich zu überzeugen, dass der Stecker des Computers tatsächlich herausgezogen ist?
Einen Handlungsreisenden als Promoter zu bezeichnen ist schon eine nette Idee, aber diese Spezies nach Versionen für West- und Ostdeutschland zu differenzieren ist lustig.
Ich kann aber leider auch nicht verschweigen, dass manch auf den ersten Blick pfiffige Kapitelüberschrift viel mehr verspricht, als die nachfolgende eher langweilige Beschreibung halten kann: vgl. "Hit the road, Jack!" oder "Die sich mit Geländewagen ins Gelände wagen" - was könnte man hier nicht an zeitkritischen Skurrilitäten erwarten ...
Dies ist ein Buch für Häppchen-Leser und für alle Eventualitäten. Man kann die Kapitel in beliebiger Reihenfolge lesen und es auch mal mittendrin weglegen, um sich dem wahren Reiseleben zu widmen, zum Beispiel dem Zwiegespräch eines Ehepaares auf der Sitzbank nebenan während eines Fluges oder dem Familienleben am Strand
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