Gruselgeschichte (Edelsteinlinsen) - gefunden

[flocki]

Hallo liebe Booklooker,

nach diversen unergiebigen Googlerecherchen bitte ich um eure Mithilfe .

Ich bin auf der Suche nach einer Geschichte, die ich in den 80ern in einem Grusel-/ Fantastikbuch gelesen habe.

Soweit ich mich erinnern kann, spielte die Geschichte irgendwann zwischen 1880 bis 1920 und handelte von einem gelehrten/ forschenden Ich-Erzähler, der durch bestimmte Umstände (Erbe eines Onkels?) an einen Apparat mit 13 verschiedenfarbigen geschliffenen Edelsteinlinsen gerät, für jeden Monat eine plus eine extra. Mit diesen Linsen kann er je nach Farbe verschiedene mythische Frauen herbeirufen, nur vor Verwendung der letzten Linse wird er eindringlich gewarnt.

So beginnt er eines Abends mit der ersten Edelsteinlinse und legt sie in seinen Apparat, und tatsächlich kommt in der Nacht Eva zu ihm ans (und ins) Bett. Große Verzückung! Sie ist so flaumig, anschmiegsam und liebevoll. Am Morgen, als er aufwacht, ist sie wieder fort. Eva kommt nun jede Nacht zu ihm, bis der Monat um ist.

Danach ist er ihrer auch etwas überdrüssig und es kommt die nächste farbige Linsen dran. Daraufhin erscheint Lilith (der stets ein roter Blutstropfen auf der Unterlippe zittert). Sie ist völlig anders als Eva, leidenschaftlich und frei. Auch sie ist am nächsten Morgen verschwunden und kommt erst in der Nacht wieder, bis sie schließlich ganz geht. Nur ein roter Blutstropfen auf dem Kissen erinnert noch an sie.

Nach und nach arbeitet er sich so durch alle Linsen und diverse mythische Frauengestalten durch (Diana, Aphrodite usw), bis schließlich nur noch die letzte (schwarze?) Linse übrig ist, vor der er gewarnt wurde. Natürlich benutzt er sie trotzdem, und es erscheint "sie", die Schönste von allen, die alle seine Leidenschaften erfüllt. Aber mit jeder Nacht verändert sie sich, sie altert und sieht schließlich aus wie ein furchtbarer Leichnahm.
Die Geschichte endet, dass es wieder Nacht wird und er voll Grauen seiner schaurigen Geliebten entgegensieht.

Ich muss gestehen, als ich damals in aller Unschuld diese Geschichte gelesen habe, fand ich vor allem die schönen Edelsteinlinsen und die Idee mit den Erscheinungen faszinierend. Dass der Typ ziemlich nonchalant alle seine schwülen Fantasien ausgelebt habt, ist mir erst Jahre später bewusst geworden . Schon allein darum würde ich die Geschichte gerne heute nochmal mit Abstand lesen.

Hat vielleicht jemand eine Ahnung, wo ich sie finden kann oder wie sie/ der Autor heißt?

Vielen Dank für eure Hilfe!

[digitalis]

Hallo flocki,

diese Geschichte las ich auch mal vor vielen Jahren oder eher Jahrzehnten und weiß genauso wenig wie Du Autor (MUSS ein Mann sein!) oder Titel. Ich glaube, die Erzählung war in einem Band mit vielen Geschichten, eher von diversen AutorInnen als nur von einem. Und der Autorenname erschien mir damals nicht als einer der bekanntesten seines Genres, wenn ich mich recht erinnere.
Ich werde mal - wenn ich in einer Woche zurück sein werde - in den sechs Metern Fantastika die Erzählbände durchgehen in der Hoffnung, sie zu finden. Falls ja, melde ich mich. Das wird dauern, wenn Autor oder Buchtitel nicht mit A anfängt! Aber vielleicht haben wir Glück und es klingelt hier bei jemandem etwas konkreter.

[digitalis]

Nachschlag zu der Linsenfrauengeschichte. Ich meine mich zu erinnern, dass es sich um eine Geschichtensammlung älterer AutorInnen handelt. So eine Idee gehört doch eigentlich in viktorianische Zeitläufte. Hoffentlich kriege ich es noch raus.

[flocki]

Ich glaube, die Erzählung war in einem Band mit vielen Geschichten, eher von diversen AutorInnen als nur von einem. Und der Autorenname erschien mir damals nicht als einer der bekanntesten seines Genres, wenn ich mich recht erinnere.

Hallo Digitalis,

ich gebe dir 100 pro recht. Ich habe mich damals u.a. durch die ganze Grusel-/ Fantasy-/ Eso-Abteilung unserer Leihbibliothek gearbeitet, und da waren hauptsächlich Sammlungen diverser Geschichten diverser Autoren vertreten. Im Nachhinein auch spannend, was da alles mitunter als für "Kinder und Jugendliche geeignet" einsortiert wurde, das käme wohl heute nicht mehr durch die Freigabe. Und ja, das muss ein männlicher Autor gewesen sein .

Ich würde mich jedefalls total freuen, wenn deine Suche von Erfolg gekrönt wäre. Schön zu wissen, dass es auch noch andere mit meterweise Literatur im Schrank gibt .

Danke dir schon jetzt!

[shannon]

Hallo Flocki,

Die Geschichte stammt vom österreichischen Autor Paul Busson. Sie heißt: Die Kleinodien des Tormento und wurde 1919 zum ersten Mal veröffentlicht.

Du findest diese Schauergeschichte z.B. in 18 Geisterstories bei Heyne. Herausgeber : Manfred Kluge

natürlich hier : https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/A ... terstories

[LukasR]

Ah, interessant. Mit dem Wissen um den Titel findet man dann auch eine andere Ausgabe: https://isfdb.stoecker.eu/cgi-bin/title.cgi?2053752
Da wird behauptet, dass die erste Veröffentlichung sogar 1905 gewesen sei.
Es gibt auch ein Digitalisat bei der Digitalen Bibliothek der Universität Innsbruck (komplettes Buch oder auch einzelne Geschichten auch als PDF herunterladbar): https://diglib.uibk.ac.at/ulbtirol/cont ... fo/4752148

[digitalis]

Hallo shannon und LukasR,

wie schön! Toll, dass shannon die Geschichte fand, jetzt muss ich nicht mehr suchen. Den Sammelband von Kalju Kirde, den LukasR nennt, habe ich. Mir schwebte auch einer der lila Bände vor dem inneren Auge. Die Heyneausgabe kannte ich nicht. Vielen Dank an die fitten SucherInnen!

[flocki]

Hallo shannon, LukasR & digitalis,

vielen Dank für eure Hilfe! Stimmt, die lilanen Bände hab ich damals mehrfach gelesen. Eine Schande eigentlich, dass ich die bislang noch nicht in der Bibliothek hatte. Aber das habe ich jetzt auch erledigt . In der Zwischenzeit hab ich mir die Bib der Uni Innsbruck auch schon angesehen. Das ist ein super Tip, da werde ich sicherlich noch mal stöbern gehen. Und soo fürchterlich falsch waren meine Erinnerungen an die Geschichte ja letztlich doch nicht. Jetzt bin ich erstmal glücklich .